Darum ist VKontakte das bessere Netzwerk als Facebook
Das soziale Netzwerk VKontakte (auf Deutsch: „in Kontakt“) zählt zu den beliebtesten Websites in Russland. Auch in Deutschland ist die Facebook-Alternative längst kein Geheimtipp mehr. Bei vielen Funktionen ist VKontakte dem US-Konzern sogar überlegen.
In den letzten Monaten wurde VKontakte, das seit 2012 eigentlich VK.com heißt, von deutschen Medien zu Unrecht in ein schlechtes Licht gerückt. Der Deutschlandfunk bezeichnete das soziale Netzwerk als „Sammelbecken für Facebook-Hetzer“. Die Welt nannte VK.com einen „Facebook-Ersatz für Neonazis und Islamhasser“. Und: „Neue Heimat für rechte Hetzer“, titelte der BR.
Es mag sein, dass Extremisten die Website als Sprachrohr nutzen. Doch auf Facebook geschieht dasselbe. In Wirklichkeit ist VK.com vor allem eine Austauschmöglichkeit für ganz normale Bürger in Russland, Belarus, Estland, Moldawien, Kasachstan und anderen Ländern. Laut Alexa.com zählt die Plattform sogar zu den zehn beliebtesten Websites in Deutschland.
Auch die Ukraine gehört zum Stammmarkt der Plattform. Doch die ukrainische Regierung hat im Mai den Zugriff auf zahlreiche Websites aus Russland gesperrt, darunter auf die Suchmaschine Yandex sowie die Netzwerke VK.com und OK.ru. Inzwischen hat VKontakte eine Android-App veröffentlicht, die ukrainischen Nutzern die Benutzung mittels eines Proxy-Servers ermöglicht.
Ein paar Fakten zu VK.com:
- Das soziale Netzwerk hat etwa 410 Millionen Accounts (Stand: Januar 2017).
- VK.com ist im Besitz der Mail.ru Group, zu der auch OK.ru, Moi Mir und ICQ gehören.
- Der Entwickler ist Pawel Durow. Er hat auch die Messenger-App Telegram gegründet.
- Die Mail.ru Group hielt bis 2013 zwischenzeitlich 10% Anteile an Facebook.
- VK.com ist laut Alexa die meistbesuchte Website in Russland und auf Platz 2 in Belarus.
Meiner Meinung nach ist VK.com teilweise sogar besser als Facebook. Mit einer kleinen Einschränkung: Ohne Russischkenntnisse bleiben Ihnen große Teile des Netzwerks verschlossen. Trotzdem lohnt es auch für deutsche Nutzer, einen Blick auf die Website zu werfen. Und sei es nur, um Vorurteile abzubauen. Denn VK.com ist eben NICHT „wie StudiVZ vor zehn Jahren“, wie der Deutschlandfunk in einem Beitrag gelästert hat.
Diese 10 Funktionen machen VK.com interessanter als Facebook
Wir haben für Sie die 10 besten Eigenschaften von VK.com zusammengestellt. Was ist Ihre Meinung? Kann das russische Netzwerk mit Facebook mithalten? Diskutieren Sie mit uns auf Facebook, VK.com oder innerhalb der Kommentar-Funktion auf Ostexperte.de (dieser Link bringt Sie hin).
1. Musik, Musik und nochmals Musik!
Egal ob Mainstream-Hits, Tschaikowski-Sinfonien oder japanischer Death Metal: Lange Zeit galt VK.com als Schlaraffenland für Musik-Piraten. Der Musikkatalog umfasst Millionen von Musiktitel – und zwar kostenlos. Das hat VK.com jahrelang Ärger mit großen Plattenfirmen eingebracht. Doch inzwischen ist das soziale Netzwerk in der Legalität angekommen.
VK.com plant in Zukunft ein kostenpflichtiges Abo-Modell. Damit ist das soziale Netzwerk, das auch als App verfügbar ist, eine Art Facebook-Spotify-Hybrid. Die monatliche Gebühr soll lediglich 149 Rubel (ca. 2,40 Euro) betragen. Zum Vergleich: Spotify kostet in Deutschland 10 Euro.
2. VKontakte ist „YouTube in klein“
Auch Facebook-Nutzer können Videos ansehen. Doch eine Suchfunktion, die der Video-Plattform YouTube ähnelt, gibt es nur bei VK.com. Natürlich kann der Umfang nicht mit der Google-Tochtergesellschaft mithalten. Doch wer nach Musikvideos und Bewegtbild-Inhalten russischer Nachrichtenportale wie z. B. RBC sucht, wird beim sozialen Netzwerk VKontakte fündig.
3. Kein Schrott in der Timeline
Haben Sie bei Facebook auch das Gefühl, mit uninteressanten Inhalten bombardiert zu werden?
Meistens wollen wir gar nicht wissen, welche politische Meinung ein entfernter Bekannter bei irgendwelchen Diskussionen verteidigt. Bei VK.com sehen Sie nur das, was Sie sehen möchten – nämlich chronologisch sortierte Inhalte aus Gruppen und Seiten, die Sie abonniert haben.
4. Weniger Werbung
An Werbung im Internet haben wir uns alle gewöhnt. Doch bei Facebook springen ständig Beiträge in unsere Timeline, die als „Sponsored Content“ markiert sind. Auf Dauer ist das ziemlich nervig – vor allem bei großspurigen Video-Ads. Natürlich gibt es auch Werbung auf VKontakte, doch im Vergleich zu Facebook hält sich diese sehr im Rahmen.
5. Das Design ist viel besser
Es ist kein Geheimnis, dass das Facebook-Interface überladen ist. VK.com dagegen bietet eine klare und schliche Übersicht. Darüber hinaus können Nutzer ihre Nachrichten-Streams in Gruppen unterteilen. Anders als bei Facebook wird der Nutzer somit nicht zum Opfer eines Algorithmus, sondern bestimmt selbst über die angezeigten Inhalte. Auch die Suchfunktion und ihre Filter-Kriterien sind beim russischen Netzwerk ausgereifter.
6. Es gibt nur eine App!
Um Facebook auf dem Smartphone zu nutzen, benötigen Sie mindestens 2 Apps – die normale Facebook-App sowie den Messenger. Wer nach Gruppen recherchieren möchte, muss zusätzlich Groups herunterladen. Und wer eine eigene Seite betreibt, kommt um Pages nicht herum. VK.com hat nur eine App – und diese hat alle Funktionen gleichzeitig.
7. Weniger Zensur
Soziale Netzwerke kommen nicht ohne Moderation aus. Gewaltverherrlichende Inhalte haben dort nichts zu suchen. Deshalb löscht Facebook viele Nutzer, Texte und Videos. Das sorgt aber gleichzeitig für Kritik. Dem US-Konzern fehlt jegliche Transparenz. Manche Nutzer werden gelöscht, ohne etwas „verbrochen“ zu haben. Die Gründe dafür sind unbekannt.
Noch mehr Kritik erntet das Unternehmen für den Vorstoß, gegen Falschmeldungen im Internet („Fake News“) vorzugehen. Das journalistische Portal Correctiv soll bei der Selektion behilflich sein. Viele Nutzer nehmen das als Zensur wahr. VK.com dagegen geht mit Löschungen sparsamer um. Das ist auch der Grund, warum viele nicht-russische Nutzer umsteigen.
8. VKontakte läuft viel flüssiger
Je nach Rechenleistung des Computers sowie Internet-Verbindung hat Facebook mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Die zahlreichen Inhalte führen nicht nur zu einer zähen Nutzererfahrung, sondern teilweise auch zu Abstürzen. Die russische Alternative dagegen läuft gefühlt flüssiger. Das hängt auch damit zusammen, dass das Interface insgesamt schlichter ist.
9. Kommunikation auf Russisch
Auch auf Facebook gibt es viele russischsprachige Nutzer. Doch meistens nur, um mit ausländischen Freunden in Kontakt zu bleiben. Tendenziell sind Russen eher bei VKontakte aktiv. Wer daher am russischsprachigen Raum interessiert ist und nach neuen Kontakten sucht, kommt um die russische Facebook-Alternative nicht herum.
10. Neue Marketing-Möglichkeiten
Aus der Marketing-Perspektive bietet VK.com neue Möglichkeiten, um Ihr Produkt auf dem russischen Markt zu bewerben. Es gibt sogar eine Shopping-Funktion, um Produkte direkt innerhalb einer Fanpage oder Gruppe zu verkaufen. Während die Konkurrenz bei Google, Yandex oder Facebook aktiv ist, könnten Sie mit Ihrer Werbung vielleicht auf VKontakte punkten.
Jetzt sind wir an Ihrer Meinung interessiert! Welches ist Ihr Lieblings-Netzwerk? Was ist Ihre Erfahrung mit Social Media im russischsprachigen Raum? Diskutieren Sie mit uns auf Facebook, VK.com oder innerhalb der Kommentar-Funktion auf Ostexperte.de (dieser Link bringt Sie hin).