Umweltverschmutzung: Russische Stadt ruft Notstand aus

Umweltverschmutzung: Russische Stadt Wolokolamsk bei Moskau ruft Notstand aus

Aufgrund von massiver Umweltverschmutzung rief die Kleinstadt Wolokolamsk in der Region Moskau den Ausnahmezustand aus. In der Mülldeponie „Jadrowo“ sei eine erhöhte Chlor- und Schwefelkonzentration gemessen worden. Dies berichtet das Wirtschaftsportal RBC unter Berufung auf den Pressedienst des regionalen Umweltministeriums. 

Der Vorsitzende der Verwaltungseinheit Wolokolamsk, Jewgeni Gawrilow, rief nach Absprache mit den Behörden einen Notstand aus. In der Mülldeponie „Jadrowo“ nordwestlich von Moskau sei eine kritische Situation entstanden. Die maximale Arbeitsplatz-Konzentration, auch bekannt als MAK-Wert, habe die erlaubte Grenze überschritten. Im Wasser und in der Luft seien große Mengen an Schwefelwasserstoff und Chlor gemessen worden, berichtet die Zeitung Wedomosti.

Nach Angaben des Moskauer Umweltministers Alexander Kogan soll die betroffene Deponie ab April rekultiviert werden. Wie der Politiker gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax sagte, plant die Region die Errichtung einer neuen Entsorgungsstelle mit 11 Hektar. Russlands Ministerium für Katastrophenschutz  erklärte, dass für die Gesundheit der Einwohner derzeit keine Gefahr besteht. Der russische Verbraucherschutz Rospotrebnadsor ließ in Wolokolamsk eine Untersuchung einleiten. Aus Sicherheitsgründen sollte auf den Konsum von Alkohol und Zigaretten sowie auf längere Spaziergänge verzichtet werden, warnt die Behörde.

Großes Müllproblem in Russland

Laut RBC häufen sich Berichte über allergische Reaktionen der Einwohner. „Meine Frau liegt seit dem 22. Februar flach“, erklärte ein Gesprächspartner. Nach den Feiertagen will die Verwaltung medizinische Versorgungsstellen für Kinder und ältere Menschen einrichten. Zu den größten Gefahren zählt die Verunreinigung des Trinkwassers, teilte die Stadt mit. Da das Wasser teilweise über einen Fluss nach Moskau umgeleitet werde, bestehe auch eine Gefahr für die Hauptstadt.

Die Müllentsorgung gilt als eine der größten Herausforderungen für die russische Politik. Jährlich landen 70 Millionen Tonnen Abfall auf Deponien. Erst kürzlich meldete Rospotrebnadsor eine hohe Konzentration an Schwefelwasserstoff in der Mülldeponie „Kutschino“ nahe der Stadt Balaschicha im Moskauer Gebiet. Das „Umweltjahr“ 2017 beflügelte das Land zu Diskussionen, um das Problem zu lösen. Offen bleibt aber, ob der Abfall verbrannt oder recycelt wird.

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