“Traktor-Marsch” auf Moskau

Russische Kleinbauern protestieren mit Konvoi gegen Korruption

Ein “Marsch der Traktoren” bewegt sich momentan stockend Richtung Moskau. Kleinbauern aus der südrussischen Region Krasnodar wollen so auf die dortige Korruption aufmerksam machen. Mehrere geplante Gespräche mit den Behörden sind geplatzt. Die Demonstranten werden immer wieder von Sicherheitskräften aufgehalten.

Einige Hundert wütende Landwirte aus Südrussland protestieren bereits den dritten Tag gegen lokale Korruption, indem sie mit ihren Traktoren Richtung Moskau fahren. Sie hatten ihren „Traktor-Marsch“ am Sonntag begonnen. In Moskau wollen die Aktivisten mit der Regierung sprechen.

Kampf der Kleinbauern gegen Großkonzerne und Korruption

Russland könnte zweites Jahr in Folge größter Weizenexporteur werdenViele der Teilnehmer klagen über den Diebstahl der Ernte, Landraub und Quasi-Enteignungen der Kleinbauern durch Großkonzerne in der Region Krasnodar. Das Gebiet ist auch als „Kornkammer Russlands” bekannt.

Dies geschehe auch mit Hilfe der lokalen Sicherheitsbehörden. Korrupte Beamte und Richter seien involviert, so die Vorwürfe. Blockierte Mähdrescher, Drohungen, gefälschte Unterschriften und Dokumente, umstrittene Gerichtsurteile und sogar Unterschriften Toter – das sind die Methoden, von denen die Bauern berichten (der “Weltspiegel” sendete dazu Anfang August die Reportage “Der Bauernkrieg”).

Vor dem Hintergrund der russischen Gegensanktionen gegen westliche Lebensmittelimporte ist die russische Landwirtschaft momentan gefragt und einer der Sektoren mit großen Wachstumschancen. Entsprechend viele große Akteure bemühen sich nun, ein Stück des fruchtbaren Bodens in Südrussland abzubekommen.

Der Ursprung des Streits liegt darin, dass das Kolchosenland nach dem Ende der Sowjetunion unter den Bauern aufgeteilt worden war.

Treffen mit Offiziellen geplatzt

Ein vorgeschlagenes Treffen der protestierenden Landwirte, überwiegend aus dem Gebiet Kuban, mit dem Gouverneur der Region Krasnodar war am Montag geplatzt. Der Gouverneur weigerte sich, nach Rostow-am-Don zu reisen, die Bauern bestanden darauf, nicht zurück nach Krasnodar zu fahren, berichtet Gazeta.ru. Ein weiteres Treffen, das für Dienstag, den 23. August anberaumt war,  scheiterte ebenfalls. Ein Aktivist sei von Sicherheitskräften zusammengeschlagen worden, schreibt die Nowaja Gazeta.

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Einschüchterung durch Sicherheitsorgane

Bei ihrem Marsch seien sie am Montag massiv von der Polizei und anderen Sicherheitsorganen eingeschüchtert worden, sagen die protestierenden Kleinbauern, die sich in ihrer Existenz gefährdet sehen. Binnen 24 Stunden habe man den Konvoi aus Traktoren und Autos 17 Mal angehalten, berichtet Oleg Petrow, ein teilnehmender Landwirt, der Moscow Times.

Die geplante Fahrt nach Moskau würde wohl noch fünf oder sechs weitere Tage dauern, hieß es am Dienstag. Dort planen Sie, mit Regierungsmitgliedern zu sprechen. Damit wollen Sie das Problem von einer regionalen auf eine nationale Ebene anheben.

Der Protest erinnert an den der LKW-Fahrer Anfang des Jahres gegen das LKW-Maut-System „Platon“. Die Trucker hatten dabei versucht, Zufahrtsstraßen nach Moskau zu blockieren.