Tagesübersicht Russlandgeschäft: 24.05.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Dienstag, den 24. Mai 2016. Das sind heute unsere Themen für Sie:


Import ausländischen Käses nach Russland gestiegen

Erstmalig seit der Einführung des russischen Lebensmittelembargos im Sommer 2014 ist der Import ausländischen Käses wieder gewachsen. Im ersten Quartal 2016 kamen mit 49.300 Tonnen 31 Prozent mehr Käse als im Vorjahreszeitraum nach Russland, berichtet der Kommersant. In erster Linie stiegen die Einfuhren aus Belarus (+41 Prozent), Serbien (+87 Prozent) und Armenien (verdoppelt). Weißrussland bleibt mit 41.800 Tonnen (fast 85 Prozent der Käseimporte) dabei der größte Lieferant. Das gaben der nationale Milchproduzenten-Verband, Sojusmoloko, und das Analysezentrum von Milknews an. Die wachsenden Einfuhren hingen mit einem Rückgang der Weltmarktpreise für Käse und der Stabilisierung des Rubels zusammen, schätzen Experten.

Gleichzeitig sei aber das Produktionstempo für russischen Käse rückläufig, in erster Linie wegen nicht ausreichender Rohstoffe und unrentabler Produktion, heißt es im Kommersant-Bericht. Auch sei die Nachfrage aufgrund der niedrigeren Realeinkommen der Bevölkerung gesunken (um 1,9 Prozent 2015 laut Sojusmoloko; im ersten Quartal 2016 sei sie aber um 12,2 Prozent gewachsen) und die starke weißrussische Konkurrenz habe dabei eine Rolle gespielt. Im ersten Quartal 2016 wuchs die Produktion russischen Käses nämlich nur um 1,2 Prozent auf 103.700 Tonnen, während das Wachstum im vergangenen Jahr noch bei 36 Prozent lag.

Nach Angaben des Ministeriums für Landwirtschaft lag der Anteil der eigenen Produktion am russischen Markt für Molkereiprodukte bei 81,3 Prozent.

Die meisten Verbraucher seien nicht bereit, mehr als 200 bis 250 Rubel für einen Kilo Käse zu zahlen, sagte ein nicht näher genannter russischer Käsehersteller dem Kommersant. 200 Rubel sei aber auch die Verlustgrenze für die Produzenten.


Löhne im Top-Management russischer Top-Unternehmen stiegen trotz Krise

Zwei Drittel in den Chefetagen von Russlands größten Firmen konnten 2015 einen Lohnanstieg verzeichnen – und das trotz der wirtschaftlich schwierigen Situation, berichtete RBC am Montag.

Dazu untersuchte RBC die Gehälter von Top-Managern und Vorständen bei 15 der größten Unternehmen, die an der MICEX-Börse gelistet sind. Darunter etwa Gazprom, die Sberbank oder der Mobilfunkanbieter MTS.

10 dieser 15 Firmen hoben die Löhne für die Führungskräfte 2015 an. Insgesamt beliefen sich die Verdienste auf 63,8 Milliarden Rubel (951 Millionen US-Dollar). Das sind 10 Prozent mehr als 2014 (damals: 58,1 Milliarden Rubel). 2013 waren es noch 56,5 Milliarden (13 Prozent weniger als 2014).

Obwohl die Gehaltserhöhungen bei einigen Unternehmen mit einer Profiterhöhung einher gingen, seien sie nicht proportional zu den Bonuszahlungen der Gruppe als Ganzes gewesen, heißt es im RBC-Bericht. Trotz Gewinnen von 27 Prozent gegenüber 2014 lägen die Top-Firmen noch fünf Prozent hinter dem Vorkrisen-Niveau von 3,2 Billionen Rubel Gewinn (47 Milliarden Dollar).

Über eine satte Erhöhung ihrer Gehälter um 140 Prozent im Vergleich zu 2014 konnten sich die 13 Vorstandsmitglieder und 13 Direktoren bei Norilsk Nickel freuen. MMC Norilsk Nickel ist der weltweit führende Nickel- und Palladiumförderer. Die Gehaltszahlungen an das Top-Management dort stiegen auf insgesamt 3,7 Milliarden Rubel (55 Millionen Dollar). Der Nickel-Preis hat sich zwar seit 2013 halbiert, aber die Profite der Firma stiegen durch die Rubel-Abwertung um das Vierfache von 24,4 Milliarden Rubel (363 Millionen US-Dollar) auf 105,1 Milliarden (1,5 Milliarden Dollar), beruft sich RBC auf einen Unternehmenssprecher.

Die Direktoren der Moscow Stock Exchange zählten mit einer Erhöhung ihrer Gehälter um 55 Prozent zu den Gewinnern. Sie basierte auf erhöhten Firmengewinnen um 150 Prozent.

Bei den fünf Verlierern mussten die Angestellten beim Stahlunternehmen Severstal die größten Lohneinbußen hinnehmen: Mit 600 Millionen Rubel (9 Millionen Dollar) für das Top-Management waren es hier 30 Prozent weniger als 2014 und zwei Mal weniger als 2013 (1,2 Milliarden Rubel). Und das trotz einer Profiterhöhung um das Zwölffache seit 2013. Der Rückgang der Löhne habe aber vor allem mit einer Restrukturierung und Verschlankung des Managements zu tun, teilte das Unternehmen mit.

Beim Telekommunikationsunternehmen MTS gingen die Gewinne um 3,5 Prozent zurück. Bereits 2014 waren sie sehr deutlich um 38 Prozent im Vergleich zu 2013 zurückgegangen. Dennoch sind die Löhne für die Chefetagen weitgehend gleich geblieben:

  • 2015: 855 Millionen Rubel
  • 2014: 797 Millionen Rubel
  • 2013: 883 Millionen Rubel

Nord Stream 2 soll laut Konsortium wie geplant Ende 2019 in Betrieb gehen

Für die fristgerechte Umsetzung des Ostsee-Gaspipeline-Projekts Nord Stream 2 zeigt sich das Management zuversichtlich. „Wir verfolgen einen ambitionierten Zeitplan“, sagte der Nord Stream 2-Manager Reinhard Ontyd der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Ontyd wird am morgigen Mittwoch den Projektstand auf dem Russlandtag in Rostock vorstellen. „Das Risiko für die Genehmigung des Nord Stream-2-Projektes ist geringer als das Risiko bei der ersten Trasse.“ Man könne sich nämlich an den Erfahrungen aus dem Bau von Nord Stream 1 in der Antragsphase orientieren. Als reines Infrastrukturprojekt sei die Pipeline von den Sanktionen der EU gegen Russland nicht betroffen, sagte das Mitglied der Nord Stream 2-Geschäftsführung.

Anfang 2017 sollen die Antragsunterlagen für die Genehmigung bei den nationalen Behörden der beteiligten fünf Länder eingereicht werden.


Lesetipp: Verhandeln über die Dividenden der russischen Staatsunternehmen

Die Neue Zürcher Zeitung hat sich die Verhandlungen über die Dividenden russischer Staatsunternehmen in einem Artikel näher angesehen. Nach der Ankündigung von Premierminister Dmitrij Medwedew Mitte April, die Gewinne von fünf Staatsunternehmen müssten zu mindestens 50 Prozent ausgezahlt werden, hatten viele Anleger Hoffnungen geschöpft. Die wurden nun enttäuscht.

Besonders anhand der Gazprom-Aktie lasse sich das beobachten. Zunächst stieg der Kurs um 15 Prozent. Nachdem der Gaskonzern aber vergangene Woche beschloss, eine Dividende von nur 7,89 Rubel je Aktie auszuzahlen – nur rund 23 Prozent des nach internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS kalkulierten Gewinns – wurde dieser Kursausschlag eingeebnet.

Auch andere Staatsunternehmen wie Transneft verhandeln weiter. Die Maßnahme der russischen Regierung ist dazu gedacht, den Staatshaushalt mit den Mehreinnahmen aus den Ausschüttungen zu stützen.