Tagesübersicht Russlandgeschäft: 11.05.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft am heutigen Mittwoch, den 11. Mai 2016. Das sind die heutigen Themen:


Russische Touristen haben beim Urlaub im Ausland 30 Prozent weniger ausgegeben

Sie kennen sicher die Vorurteile, dass Russen beim Urlaub im Ausland mit Geld nahezu um sich werfen. Das sollten Sie nun überdenken. Der Welttourismus-Organisation der Vereinten Nationen (UNWTO) zufolge haben russische Urlauber 2015 im Ausland nämlich 30 Prozent weniger als noch 2014 ausgegeben. Dafür sorgt wohl vor allem die Rezession der russischen Wirtschaft und die deutliche Rubelabwertung.

Insgesamt gaben russische Urlauber in der Ferne 35 Milliarden US-Dollar aus. 2014 waren es laut UNWTO noch 50 Milliarden, 2013 sogar 56 Milliarden.

2015 landete Russland nur noch auf dem 6. Platz bei den Nationen mit den meisten Urlaubsausgaben im Ausland. Am meisten – 292 Milliarden Dollar – gaben chinesische Reisende aus.

Einige Russen hätten die Urlaubsausgaben heruntergefahren, während andere gar vollständig auf internationale Reisen verzichteten. Der schwache Rubel sorgte dafür, dass diese deutlich teurer wurden.

Dem russischen Verband der Tourismusindustrie zufolge ist der Auslandstourismus im vergangenen Jahr um 31,3 Prozent zurückgegangen. Das ist der stärkste Rückgang seit 1998.


Lesetipp: Wie deutsche Firmen die Sanktionen umgehen – oder: jetzt ist der richtige Zeitpunkt zu lokalisieren

Die WirtschaftsWoche hat einen spannenden Artikel dazu verfasst, wie deutsche Unternehmen in Russland investieren. Der Titel „Wie deutsche Firmen die Sanktionen umgehen“ ist dabei aber eher irreführend. Denn „umgangen“ werden die Sanktionen dem Text zufolge mit Lokalisierung.

Tatsächlich wird in dem Artikel anhand vieler Beispiele aufgeführt, welche Unternehmen gerade dabei sind, in Russland Produktionen aufzubauen und wieso das zum jetzigen Zeitpunkt so günstig ist.

„Durch den billigen Rubel wird die Produktion hier billiger und der Export von Russland aus profitabler. Zudem braucht Russland neue Technologie direkt vor Ort, und die deutschen Unternehmen sollten flexibel sein und sich diese Chance nicht entgehen zu lassen“, wird Anton Calin, Vorsitzender des Komitees für Lokalisierung der AHK Russland, zitiert.

Unternehmen, die eine Produktion in Russland planen oder bereits haben, sind viele Pharmaunternehmen:

Weiter haben Siemens (Turbinenwerk in St. Petersburg) und Claas (Landmaschinen in Krasnodar) im letzten Jahr neue Fabriken in Betrieb genommen. Auch die Kältesparte des Anlagenbauers GEA stellt in Klimowsk, Kolomna und Woronesch her (gemeinsam mit russischen Unternehmen). VW hat ein neues Motorenwerk in Kaluga in Betrieb genommen, Daimler will wohl ebenfalls eine eigene Produktion in Russland aufbauen.

Claas-Konkurrent Horsch will die Produktion in der Region Lipezk, 375 Kilometer südöstlich von Moskau, für 6,5 Millionen Euro erweitern und beginnt im April 2016 mit dem Bau einer neuen Werkshalle. Auch Landmaschinenhersteller Ropa mit Sitz im niederbayerischen Sittelsdorf plant, die Fertigung von Landmaschinen im Gebiet Lipezk bis 2017 auszubauen. Und der niedersächsische Hersteller Amazone (ebenfalls Landtechnik) investiert 2016 rund 2,5 Millionen Euro in eine neue Werkshalle für seine russische Tochter Evrotechnika im Gebiet Samara an der Wolga.

Im Lebensmittelsektor setzen etwa Ehrmann, Hochland und Meggle auf eine Produktion in Russland und „umgehen” so die Sanktionen.


Der Kreml hat noch keine klare Position zur Budgetoptimierung

Mit geringeren Ölpreisen fallen für den russischen Staatshaushalt wichtige Einnahmen weg. Daher wird nun diskutiert, wie man die Budgetausgaben optimieren kann. Allerdings hat der Kreml dazu offenbar noch keine klare Position. Das teilte zumindest der Sprecher des russischen Präsidenten, Dmitrij Peskow am gestrigen Dienstag mit. Damit nahm er Bezug auf einen Vorschlag des Wirtschaftsentwicklungsministeriums, das Wachstum der Löhne für den Zeitraum der Krise zu limitieren. Das sei „nur einer der Vorschläge“, meinte Peskow.

„Ich denke, derzeit können wir noch nicht über klar definierte Positionen sprechen“, sagte er laut TASS.


Rentenalter für Offizielle soll angehoben werden

Die russische Staatsduma berät am heutigen Mittwoch über einen Gesetzentwurf, der das Rentenalter für Offizielle aus dem Staatsdienst nach und nach anheben soll.

Wenn er heute in der dritten Lesung beschlossen wird, tritt er am 1. Januar 2017 in Kraft. Danach soll das Pensionsalter jedes Jahr um sechs Monate angehoben. „Bis 2032 wird das Pensionsalter für Frauen auf 63 Jahre und für Männer auf 65 Jahre angestiegen sein“, erklärte Duma-Sprecher Sergej Naryschkin gegenüber Journalisten.

Die Maßnahme sei aber vor allem darauf ausgerichtet, qualifiziertes Personal beizubehalten und nicht darauf, beim Staatsbudget einzusparen, sagte Duma-Mitglied Viktor Kasakow gegenüber TASS.

Die eingesparten Mitteln betragen anfangs rund 400 Millionen pro Jahr. Sie sollen an alle Rentner umverteilt werden.