Tagesübersicht Russlandgeschäft: 29.01.2016

Der Rubel ist keine höhere Gewalt, eine Senkung der Ölförderung ist möglich und ein “Pharmageddon” naht

Heute ist Freitag, der 29. Dezember 2016 und das hier sind unsere Themen in der Tagesübersicht Russlandgeschäft:

Wir wünschen Ihnen ein angenehmes Wochenende!


AHK Russland: Abwertung nationaler Währung gilt nicht als höhere Gewalt

Wie mit den Schwankungen des Rubelkurses umzugehen ist, hat sicher schon viele von Ihnen im Russlandgeschäft beschäftigt. Zu einer wichtigen Frage in diesem Zusammenhang hat gestern die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer eine Kurz-Information veröffentlicht. Nämlich: kann sich auf den Rubelkurs als „höhere Gewalt“ berufen werden?

Die AHK macht in dem Artikel klar: nein. Die Sanktionen sind aber sehr wohl höhere Gewalt.

Die Industrie- und Handelskammer der Russischen Föderation (IHK), die als einzige Behörde berechtigt ist, Umstände von höherer Gewalt zu bescheinigen, hat nämlich kürzlich präzisiert, welche Umständen im internationalen Geschäftsverkehr nicht als höhere Gewalt anerkannt werden.

Zitat AHK:

“Die durch den Beschluss des IHK-Vorstandes Nr. 173-14 vom 23. Dezember 2015 verabschiedete neue Regelung weist direkt auf die Umstände hin, die als höhere Gewalt nicht anerkannt werden, und zwar selbst dann, wenn eine Vertragspartei durch deren Wirksamwerden nicht mehr in der Lage war, ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Zu diesen Umständen gehören:

  • Verletzung von Verpflichtungen durch Vertragspartner des Schuldners;
  • Fehlen zur Vertragserfüllung notwendiger Güter auf dem Markt;
  • Fehlen erforderlicher Geldmittel beim Schuldner;
  • Finanz- und Wirtschaftskrise;
  • Änderung des Währungskurses;
  • Abwertung der nationalen Währung;
  • kriminelle Handlungen nichtidentifizierter Personen.

Gleichzeitig mit diesen Einschränkungen erweiterte die IHK das Verzeichnis von Umständen, die sie als höhere Gewalt akzeptieren kann. So können durch einen Staat verordnete Verbote und Einschränkungen für geschäftliche Aktivitäten und Währungsoperationen sowie weitere einschränkende bzw. unterbindende Maßnahmen betreffend Russland bzw. russische Wirtschaftssubjekte als höhere Gewalt anerkannt werden.”

Im Klartext: die russische IHK erkennt die Sanktionen gegen Russland als höhere Gewalt an, Währungsschwankungen, Krise und Rubelkurs hingegen nicht.


Energieminister Nowak kündigt mögliche Reduktion der Ölförderung um bis zu fünf Prozent an

Der russische Energieminister Nowak hat gestern eine mögliche Einschränkung der Ölförderung um drei bis fünf Prozent angekündigt. Saud-Arabien habe eine gemeinsame Förderkürzung vorgeschlagen, und man werde darüber diskutieren, sagte der russische Minister Alexander Nowak am Donnerstag in St. Petersburg.

Die Börsen reagierten darauf positiv. Der Ölpreis stieg deutlich auf über 35 Dollar pro Fass der Sorte Brent. Auch die anderen OPEC-Staaten (Russland gehört nicht zum Öl-Kartell) befürworteten den Schritt – etwa Adil Abdul Mahdi, der irakische Öl-Minister. Der Finanzminister Kuwaits, Anas Al Saleh, hieß gestern die Verhandlungen zwischen OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten, besonders Russland, ebenfalls willkommen.

Allerdings sagte der russische Energieminister Alexander Nowak heute gegenüber Bloomberg, dass es noch kein bestätigtes Treffen Russlands mit der OPEC gebe. Venezuela suche aber ein Treffen von OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten und sei der Initiator. Russland habe zugestimmt, teilzunehmen, wenn es stattfinde. Eine Agenda, genaue Teilnehmer und einen Termin gebe es aber nicht.

Eine Kürzung der Ölförderungsmenge dürfte zu einem Anstieg der Ölpreise führen. Insbesondere die Haushalte der Ölförderländer Russland und Saudi-Arabien sind auf die Einnahmen durch den Öl-Export angewiesen.


Probleme bei der Registrierung ausländischer Pharma-Präparate

„Pharmageddon vor der Türe“ titel die russische Wirtschaftszeitung Kommersant heute. Seit Jahresbeginn können ausländische Pharmaunternehmen neue Medikamente in Russland nicht ohne Bestätigung der Vereinbarkeit der Qualitätsstandards mit den russischen Anforderungen für die Standard-GMP (Good Manufacturing Practice) registriert werden. Nur ist das Verfahren noch unklar.

Für russische Inspektoren gebe es etwa noch keine Rechtsgrundlage, weswegen man die benötigten Zertifikate bislang „nirgendwo und bei niemandem” bekommen kann, wie der Kommersant den Präsidenten der Internationalen Pharmaproduzenten, Wladimir Schipkow, zitiert. Vorerst könnten also keine neuen ausländischen Arzneimittel registriert werden.

2015 machte der russische Pharmamarkt eine Billion Rubel aus. 65 Prozent davon bestand aus Importen.


Stadt Moskau warnt heute vor Glätte

Die Stadt Moskau hat die Bewohner der Metropole aufgefordert, nach Möglichkeit nicht das Haus zu verlassen. Es sei spiegelglatt auf den Straßen und Wegen. Daher herrsche Unfallgefahr. Das berichtete die Agentur Interfax am heutigen Freitag. Bereits einige Moskauer hätten sich verletzt nachdem sie gefallen seien.

Auch unerfahrene Fahrer und Fahrer von Autos, die nicht winterfest seien, sollten die Wagen lieber stehen lassen.