Tagesübersicht Russlandgeschäft: 08.02.2016

Neue Budget-Schätzungen, Anti-Krisenplan wird vorgelegt und russischer Wirtschaftsminister Uljukajew reist zu Russland-Konferenz nach Berlin

Willkommen zurück aus dem Wochenende zu unserer Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Montag, den 8. Februar 2016.

In Deutschland ist heute Rosenmontag, obwohl einige Karnevalszüge (Mainz, Düsseldorf) wegen Sturm abgesagt wurden. In Russland ist ein normaler Montag. Falls Sie heute besonders müde Gesichter sehen sollten, könnte eine Erklärung sein, dass heute Nacht in den USA der Superbowl stattfand. Bei dem größten Sportereignis des Landes gewannen die Denver Broncos.

Im Russlandgeschäft haben wir heute diese Themen für Sie:


Anti-Krisenplan soll heute dem Weißen Haus vorgelegt werden

Wie die Wirtschaftszeitung Kommersant berichtet, soll heute der neue Anti-Krisenplan dem (russischen) Weißen Haus (Sitz des Kabinetts) vorgelegt werden. In dem Maßnahmenpaket sollen 207 Milliarden Rubel aus dem Anti-Krisen-Fonds stammen.

Außerdem hat das russische Wirtschaftsministerium Prognosen für den russischen Staatshaushalt für 2016 abgegeben. Das Basisszenario für den Haushalt liege bei einem Ölpreis von 40 Dollar pro Barrel der Sorte Urals. Bei diesem Basisszenario betrüge das Budgetdefizit 5,1 Prozent. Das könne mit dem Anti-Krisen-Plan und Privatisierungen noch aufgefangen werden. Bei dauerhaft niedrigen Ölpreisen auch 2017 würden Steuererhöhungen wohl unausweichlich.

Die Basisversion des Ministeriums prognostiziert im Jahr 2016 den Rückgang des BIP um 0,8 Prozent, einen Rückgang der Industrieproduktion um 0,3 Prozent und eine Inflation im Bereich von 8 bis 8,5 Prozent.

Bei einem Ölpreis von 25 Dollar pro Fass sei ein ausgeglichener Haushalt kaum möglich und liegt nach ungefähren Schätzungen des Kommersant bei 6-7 Prozent des BIP. Für dieses sogenannte „konservative Szenario” waren die Berechnungen des Ministeriums noch nicht abgeschlossen. Als Erinnerung: Mitte Januar lag der Ölpreis bereits bei rund 28 Dollar.


Wirtschaftsminister Uljukajew kommt zu Russland-Konferenz nach Berlin

Der russische Minister für Wirtschaftsentwicklung, Alexej Uljukajew wird auch an der Russland-Konferenz “Markt, Modernisierung, Mittelstand” am übernächsten Freitag, den 19. Februar in Berlin teilnehmen, teilte das Ministerium auf seiner Website mit. Am Rande werde es auch bilaterale Treffen geben.

Eine Anmeldung zur Veranstaltung, die von der AHK- Russland ist allerdings nicht mehr möglich, weil die maximale Teilnehmerzahl erreicht ist. Hier finden Sie den Link zur Veranstaltung.


Russlands Medizin-Importe um ein Drittel gesunken

Im Augenblick häufen sich die Meldungen „Importe Russlands 2015 gesunken“. Diesmal an der Reihe: Medizin-Importe. Im letzten Jahr gingen sie im Vergleich zu 2014 um 32,7 Prozent zurück, sagte die Föderale Zollbehörde am Freitag. Für 6,8 Milliarden Dollar kamen 2015 Medikamente ins Land.

Dass diese Zahlen in diesem Jahr steigen werden, ist unwahrscheinlich. Im Dezember unterschrieb nämlich der russische Premier, Dmitrij Medwedew, ein Dekret, das staatliche Einkäufe von ausländischen Medikamenten einschränkt. Wenn es mindestens zwei Teilnehmer an Ausschreibungen aus Russland oder der Eurasischen Wirtschaftsunion gibt, dürfen ausländische Unternehmen nicht daran teilnehmen.

Nur ein geringer Teil der Importe kommt aber aus der GUS (von denen einige nun Mitglieder der Union sind). Importe von außerhalb der Länder der ehemaligen Sowjetunion gingen um 32,9 Prozent auf 6,7 Milliarden Dollar (von insgesamt 6,8 Milliarden Dollar) zurück, Importe aus den GUS-Ländern um 21 Prozent auf 119 Millionen Dollar.


Zentralbank entzieht Interkommerz Bank und Alta-Bank die Lizenzen

Die russische Zentralbank hat heute zwei weiteren Banken die Lizenzen entzogen. Mittlerweile verlieren fast täglich russische Banken die Genehmigung. Am Freitag war die Millenium Bank dran, heute sind Interkommerz und Alta-Bank betroffen. Sie lagen an 282. (Millenium), 67. (Interkommerz) beziehungsweise 186. Stelle der rund 700 russischen Institute.

Die Interkommerz Bank war schon Ende Januar unter Aufsicht der Zentralbank gestellt worden. Eine Bewertung der Kreditrisiken habe einen “Totalverlust” des Eigenkapitals der Bank ergeben, hieß es heute. Zudem sei die Bank in zweifelhafte Geschäfte verwickelt. Die den russischen Medien hieß es Ende Januar, dass Interkommerz ihren Kunden kein Geld mehr auszahlen könne.

Die Alta-Bank sei wegen Verlusten geschlossen worden, die es ihr unmöglich machten, ihre Gläubiger zu bezahlen, erklärte die Währungshüterin.


Interview und Porträt von Klaus Mangold

Am Wochenende war Klaus Mangold in den deutschen Medien ein großes Thema. Die FAZ veröffentlichte ein ausführliches Porträt über den bekannten Manager, Berater und Russland-Experten mit vielfältigen Kontakten. In der Stuttgarter Zeitung erschien ein Interview mit ihm zu Russland.


Porträt von Jaron Wiedmaier, Top-Manager bei Continental in Moskau

In der neuen Ausgabe der Moskauer Deutschen Zeitung findet sich außerdem ein gutes Porträt von Jaron Wiedmaier, Top-Manager beim Reifenhersteller Continental in Moskau.