Strategische Arbeitsgruppe für deutsch-russische Wirtschaftszusammenarbeit wiederbelebt

Die Strategische Arbeitsgruppe für Wirtschaft und Finanzen (SAG) tagt nach zweijähriger Pause wieder

Die deutsche und die russische Wirtschaft treffen sich am heutigen 24. Juni 2016 auf offizieller Ebene in Berlin, um ihre Zusammenarbeit zu verbessern. Dafür wurde die Deutsch-Russische Strategische Arbeitsgruppe für Wirtschaft und Finanzen (SAG) wiederbelebt, die 2000 auf Initiative von Bundeskanzler Schröder und Präsident Putin gegründet wurde. Im Zuge der Ukraine-Krise war das Treffen ausgesetzt worden, nun tagt die Gruppe wieder. Zudem trifft sich die Russisch-Deutsche Unternehmerplattform heute zum zweiten Mal nach ihrer Gründung im Oktober 2015. 

Zur Strategischen Arbeitsgruppe treffen heute die Staatssekretäre der beiden Wirtschaftsministerien in Berlin zusammen. Konkret sind das Alexej Lichatschow, der stellvertretende Minister für Wirtschaftsentwicklung Russlands, und Uwe Beckmeyer, der parlamentarische Staatssekretär im deutschen Bundeswirtschaftsministerium.

Auf dem Programm: bilaterale Investitionen, Lokalisierung, Importsubstitution, Energie, Umweltschutz, Ausbildung und Führungskräfte

Laut dem Ost-Ausschuss steht dabei neben neuen bilateralen Investitionsvorhaben und der russischen Strategie zur Lokalisierung und Importsubstitution auch eine verstärkte Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Umweltschutz, Berufsausbildung und zur Vernetzung von Führungskräften auf der Agenda.

Insgesamt zehn Verträge ständen im Zusammenhang mit der SAG zur Unterschrift an. Darunter seien Investitionsprojekte wie:

  • der Aufbau einer Fabrik zur Holzverarbeitung im Gebiet Kaliningrad,
  • die Gründung eines Gemeinschaftswerks zur Herstellung von Turmkränen in der Region Twer
  • und die Gründung eines Gemeinschaftsbetriebs zum Recycling von Autoreifen.

Eine Reihe von Verträgen betreffe zudem die Intensivierung der Forschungszusammenarbeit: So soll in Kasan ein tatarisch-deutsches Engineering-Zentrum zur Steigerung von Energieeffizienz und Umweltsicherheit eingerichtet werden. Die Berliner Charité plant eine Kooperation mit der russischen Akademie der Wissenschaften zur stärkeren kommerziellen Vermarktung medizinischer Forschungsergebnisse und die Technische Universität von Kasan intensiviert die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik.

Unternehmensverbände begrüßen Annäherung

„Wir begrüßen dieses Zeichen der Wiederannäherung beider Länder“, erklärte dazu Matthias Schepp, Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) in einer Mitteilung der Unternehmensvertretung. „Russland ist und bleibt ein strategischer Wirtschaftspartner.“

Auch der Ost-Ausschuss, der neben der AHK bei der Veranstaltung vertreten ist, zeigte sich hoffnungsvoll: „Wir sind sehr froh, dass dieses Herzstück der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen wieder seine Arbeit aufnimmt und wir die Anliegen unserer Unternehmen konzentriert mit den russischen Partnern abstimmen können“, kommentierte Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms das Treffen.

„Es gibt viel zu besprechen, denn in den vergangenen Monaten ist das Interesse der deutschen Wirtschaft an Investitionen in Russland spürbar gestiegen“, sagte Harms. „Dies liegt vor allem an den deutlich gesunkenen Arbeitskosten in Russland und der russischen Importsubstitutionsstrategie, die eine einheimische Produktion bevorzugt.“

Zuletzt hatten mehrere deutsche Unternehmen ihre Investitionen in die russische Wirtschaft und besonders in lokale Produktionen verstärkt.

Deutsche Direktinvestitionen in Russland von 320 Millionen auf 1,3 Milliarden Euro gestiegen

Nach Angaben der russischen Zentralbank haben sich die deutschen Direktinvestitionen in Russland nach einem scharfen Einbruch im Jahr 2014 (320 Millionen Euro) im vergangenen Jahr auf 1,3 Milliarden Euro erholt. Einer aktuellen Studie von Ernst&Young zufolge stieg die Zahl deutscher Projektvorhaben in Russland von nur elf Projekten im Jahr 2014 auf 36 Projekte im Jahr 2015. Deutsche Unternehmen waren damit noch vor amerikanischen Firmen (29 Projekte) quantitativ die aktivsten Investoren. Zudem schafften sie 2076 Arbeitsplätze (US-Firmen: 2868).

„Dies zeigt deutlich, dass das Vertrauen in eine positive Entwicklung der russischen Wirtschaft und die Hoffnung auf eine baldige Lösung der politischen Krise zurückkehrt“, sagte der Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Harms. „Wir hoffen, dass sich dieser positive Trend fortsetzt.“

Russisch-Deutsche Unternehmerplattform findet im Anschluss zum zweiten Mal statt

Im direkten Anschluss an das Treffen der SAG findet ebenfalls am heutigen 24. Juni die 2. Russisch-Deutsche Unternehmerplattform statt. Sie wurde im Oktober 2015 gegründet und vereint die wichtigsten deutschen und russischen Wirtschaftsverbände:

  • Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft
  • Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK),
  • Russischer Industrie- und Unternehmerverband (RSPP)
  • Mittelstandsvereinigung Delowaja Rossija

Ziele dieser gemeinsamen Initiative ist es, sich über aktuelle Rahmenbedingungen für Investoren im jeweiligen Land auszutauschen, konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des Investitionsklimas zu formulieren und gemeinsam gegenüber gegenüber der Politik aufzutreten.

Beim zweiten Treffen in Berlin würden nun vor allem die praktischen Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit der Europäischen Union mit der Eurasischen Wirtschaftsunion im Mittelpunkt der Paneldiskussionen stehen, gab der Ost-Ausschuss im Vorfeld an.