Russlands Wirtschaft: Ist die BIP-Prognose der Regierung zu optimistisch?

CMASF-Institut rechnet mit Rückgang um rund 8 Prozent

Russlands Regierung geht davon aus, dass der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr auf 5 Prozent begrenzt werden kann. Die real verfügbaren Einkommen sollen sogar nur um knapp 4 Prozent sinken. Renommierte russische Forschungsinstitute erwarten hingegen einen deutlich stärkeren Einbruch der Produktion und der Einkommen. Gleichzeitig rechnen andere Experten, wie Chris Weafer, mit einem noch leichteren Rückgang als die Regierung.

Wie die russische Wirtschaft durch Corona-Krise und Ölpreisturbulenzen kommen dürfte, wird also weiterhin sehr unterschiedlich eingeschätzt, obwohl inzwischen erste Statistiken für die Auswirkungen der Produktionseinschränkungen im April vorliegen. Viel wird davon abhängen, ob es im Herbst zu einer weiteren Welle von Infektionen kommt oder die Ölpreise erneut einbrechen.

BIP fällt im April um rund 10 Jahre zurück

Russlands gesamtwirtschaftliche Produktion brach im ersten „arbeitsfreien“ Monat April tief ein. Gegenüber dem vorangegangenen Monat März sank das Bruttoinlandsprodukt nach Berechnungen des Forschungsinstituts der Vnesheconombank saisonbereinigt voraussichtlich um 12 Prozent. Den Rückgang gegenüber April 2019 veranschlagt das Institut auf 13 Prozent. Das ist etwas mehr als das Wirtschaftsministerium berechnete (- 12 Prozent). Die folgende Abbildung aus dem Bericht des VEB-Instituts zeigt, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion damit saisonbereinigt auf den vor rund 10 Jahren Mitte 2010 erreichten Stand zurückgefallen ist. Damals erholte sich Russlands Wirtschaft vom Einbruch in der Weltfinanzkrise.

Geschätztes Bruttoinlandsprodukt, Januar 2008 = 100; saisonbereinigt

Vnesheconombank Institute: Monthly GDP Index April 2020; 03.06.2020

Einige Konjunkturexperten gehen trotz des tiefen Einbruchs davon aus, dass der Rückgang des BIP im Gesamtjahr 2020 gegenüber dem Vorjahr auf 3 Prozent beschränkt werden kann. Das meint zum Beispiel Natalia Orlova, Chef-Volkswirtin der Alfa-Bank, über deren Prognosen Ostexperte.de am letzten Montag berichtete.

Chris Weafer bleibt auch zuversichtlich

Relativ optimistisch äußerte sich auch Chris Weafer, CEO der Moskauer Unternehmensberatung Macro-Advisory, bei einer Präsentation für die AHK Moskau Weafer erwartet in seiner Basis-Prognose 2020 bei einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 3,5 Prozent insbesondere folgende Entwicklungen.

Er geht davon aus, dass der Brent-Ölpreis im Jahresdurchschnitt mit 36 Dollar/Barrel rund 43 Prozent niedriger sein wird als 2019 (63 Dollar/Barrel). Dennoch werde 2020 die Leistungsbilanz noch einen geringen Überschuss aufweisen (0,5 Prozent des BIP; 2019: 4,3 Prozent des BIP). Die Abwertung des Rubels gegenüber dem US-Dollar werde im Jahresdurchschnitt  auf rund 10 Prozent beschränkt bleiben (Wechselkurs 2020: 72 Rubel/US-Dollar; 2019: 64,8 Rubel/US-Dollar).

Trotz Abwertung werde sich der Anstieg der Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt nicht beschleunigen und mit 4,5 Prozent ebenso hoch sein wie 2019. Weafer erklärt dazu, die inflationstreibende Wirkung der Abwertung habe im Vergleich zur letzten Krise 2015 stark abgenommen. Im Dezember 2020 werde die Inflationsrate mit 4,5 Prozent aber merklich höher sein als ein Jahr zuvor (3,0 Prozent).

Die Zentralbank wird laut Weafer den Leitzins bis zum Jahresende aber dennoch voraussichtlich auf 4,5 Prozent senken. Er weist darauf hin, dass Zentralbankpräsidentin Nabiullina im Hinblick auf die nächste Leitzinsentscheidung am 19. Juni von einer möglichen Senkung um 0,5 bis 1,0 Prozentpunkte sprach (aktueller Leitzins: 5,5 Prozent).

Nach Abzug der Inflationsrate erwartet Weafer 2020 einen Rückgang der verfügbaren Einkommen um 3,5 Prozent gegenüber 2019. Der reale Einzelhandelsumsatz werde deutlich stärker um 6,0 Prozent sinken. Weafer stellt zwar heraus, dass Finanzminister Siluanow eine „konservative“ Politik verfolgt. Der Föderationshaushalt, der 2019 noch einen Überschuss von 1,8 Prozent des BIP aufwies, werde 2020 aber wohl mit einem Defizit von 3,5 Prozent des BIP schließen.

Quelle: Christopher Weafer; CEO Macro-Advisory: Russia, Covid-19 & Oil; Impact on Economy, Business & National Projects; 27.05.2020

Die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer berichtete ausführlich über die Präsentation von Chris Weafer (Bericht von Margarita Afanasyeva; PDFder Präsentation; Video).

Weafer: Russland ist in einer besseren finanziellen Position als 2015

Zu den verbesserten Handlungsmöglichkeiten der russischen Wirtschafts- und Finanzpolitik verweist Weafer auf die gestiegenen Währungsreserven von rund 570 Milliarden Dollar (135 Mrd. Dollar mehr als 2015). Der „National-Fonds“ umfasse höchst liquide Anlagen im Wert von rund 160 Milliarden Dollar.

Der Umfang der Staatsschulden betrage weniger als 15 Prozent des BIP.

Die staatliche Auslandsverschuldung erreiche weniger als 3 Prozent des BIP.

Gegen niedrige Ölpreise sei das Budget zudem durch die flexible Wechselkurspolitik besser als früher geschützt. 2013 sei noch ein Ölpreis von 115 Dollar/Barrel für ein ausgeglichenes Budget erforderlich gewesen. 2019 hätten dafür rund 50 Dollar gereicht.

Zusammenfassend meint Weafer, Russland sei heute in einer besseren finanziellen Position als früher, und zwar hauptsächlich wegen Veränderungen der Wirtschaftspolitik, zu denen die Regierung durch die Sanktionen und die Ölpreiskrise der Jahre 2014 bis 2016 gezwungen worden sei.

Johanna Melka, BNP Paribas: Schwaches Wachstumspotenzial

Viel Unterstützung findet die Sicht Weafers in der Anfang Juni erschienenen sehr informativen Studie „Russia: In a better position to deal with an oil price shock than it was five years ago“ von Johanna Melka, Russland-Expertin der französischen Großbank BNP Paribas.

Die Autorin stellt auf 9 Seiten mit zahlreichen Abbildungen nicht nur die langjährige Entwicklung der staatlichen Finanzen und der Zahlungsbilanz dar. Sie geht auch auf die Wachstumsmöglichkeiten der russischen Wirtschaft ein.

Johanna Melka kommt zum Fazit, Russland verfüge heute über solidere Voraussetzungen als 2014, um die Wirtschaftskrise bewältigen zu können. Die volkswirtschaftlichen Grundlagen hätten sich verbessert. Auch der Zustand der Unternehmen sei besser als vor fünf Jahren. Vor allem sei das Land jetzt viel weniger abhängig von einer Finanzierung aus dem Dollar-Raum.

Die aktuelle Krise werde allerdings auch für Russland negative Konsequenzen haben. So werde der Banken-Sektor mitten in einem Restrukturierungsprozess durch die Krise geschwächt. Die Krise verzögere auch die Einführung notwendiger Maßnahmen zur Erhöhung der potentiellen Wachstumsrate, die seit mehr als zehn Jahren rasch gesunken sei.

Geschwächt würden die Wachstumsmöglichkeiten aber auch durch die sinkende Zahl der Erwerbstätigen, eine Verschlechterung der Standards im Bildungswesen und  langsamer wachsende Investitionen in moderne Technologien.

Letztlich werde für eine bessere Allokation der Ressourcen auch entscheidend sein, dass der Staat weniger in die Wirtschaft eingreift.

Zum voraussichtlichen Rückgang der Produktion im Jahr 2020 verweist Melka auf die Prognosen des IWF (- 5,5 Prozent) und der Zentralbank (- 4 bis -6 Prozent). BNP Paribas wird die eigenen Prognosen für Russland vermutlich bis Mitte Juli aktualisieren.

Umfragen zeigen: Es wird ein immer tieferer Produktionseinbruch erwartet

Viele Analysten rechnen mit einem weit tieferen Produktionseinbruch als Orlova (-3 Prozent) und Weafer (- 3,5 Prozent). MK.ru berichtet dazu, Sergey Zhavoronkov, Senior Researcher des Gaidar-Instituts, meine, das BIP werde 2020 wohl um 7 bis 8 Prozent zurückgehen. Igor Nikolaev, Direktor des Instituts für Strategische Analyse der Unternehmensberatung FBK, gehe sogar davon aus, dass es um 10 Prozent oder noch stärker einbrechen könnte.

Ähnlich skeptisch äußerte sich auch Anders Aslund, Russland-Experte des Washingtoner „Atlantic Council“: Er macht am Schluss einer Analyse der Wirtschaftspolitik Präsident Putins folgende überschlägige Rechnung zu den Produktionsausfällen durch die Pandemie und den Ölpreisrückgang.

Wegen der Pandemie werde wahrscheinlich ein großer Teil des Dienstleistungsektors, der vielleicht rund ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Produktion stelle, für rund drei Monate „geschlossen“ bleiben müssen. Das allein bedeute einen Rückgang des BIP um rund 6 Prozent im Jahr.

Bei einem Ölpreis von 25 Dollar/Barrel im Jahresdurchschnit 2020 (statt 64 Dollar in 2019) werde das BIP außerdem um rund 4 Prozent sinken.

Addiere man diese Faktoren, werde Russlands Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2020 voraussichtlich statt eines sehr schwachen Wachstums von rund einem Prozent einen Rückgang um rund 9 Prozent aufweisen (also ähnlich stark sinken wie das BIP der EU).

Ende Mai moderierte Aslund eine sehr prominent besetzte Video-Konferenz  des „Atlantic Councils“ zum Thema „Pandemic, plunging oil prices, and Putin: What does the future hold for the Russian Economy?“. Am Schluss der rund einstündigen Konferenz fragte Aslund die Teilnehmer, wie hoch sie den Rückgang des BIP in diesem Jahr veranschlagen. Ihre Prognosen:

  • Sergey Aleksashenko, früherer Stellvertretender Präsident der russischen Zentralbank: – 5 bis – 6 Prozent
  • Elina Ribakova, Stellvertretende Chef-Volkswirtin des „Institute of International Finance“: – 6 Prozent
  • Sergei Guriev, Professor an der Pariser Hochschule „Sciences Po“: – 6 Prozent; 
  • Vladimir Milov, Russischer Oppositionspolitiker: „näher bei – 10 Prozent“

Das Spektrum der Prognosen und Vermutungen ist also noch sehr weit gespannt – ein Zeichen für die anhaltend hohe Ungewissheit über die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, was auch Chris Weafer bei seiner Präsentation betonte.

Im Durchschnitt haben die Analysten ihre Prognosen für den Rückgang des BIP bis zuletzt immer weiter erhöht. Eine Ende Mai veröffentlichte Reuters-Umfrage bei 21 Analysten ergab, dass im Durchschnitt mit einem Rückgang des BIP um 3,8 Prozent gerechnet wird (April-Umfrage: -3,4 Prozent). In der Umfrage des Research-Unternehmens FocusEconomics, wurde bereits vor vier Wochen im Durchschnitt nur noch mit – 4,1 Prozent gerechnet.

CMASF deutlich pessimistischer als Regierung und Zentralbank

Anfang Juni veröffentlichte nun das renommierte Moskauer „Zentrum für makroökonomische Analyse und kurzfrisige Prognosen“ (CMASF) drei Szenarien für die Entwicklung der russischen Wirtschaft bis 2023. Die Erwartungen für den diesjährigen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in den Szenarien klaffen weit auseinander.

Optimistisches Szenario:          – 4,2 bis – 4,5 Prozent

Basis-Szenario:                          – 8,0 bis – 8,2 Prozent

Pessimistisches Szenario:       – 11 Prozent.

Selbst das „optimistische“ Szenario geht also von einem Rückgang um mindestens 4,2 Prozent aus.

Im Basis-Szenario wird ein Rückgang um rund 8 Prozent angenommen. Ursache für diese Erwartung sind insbesondere folgende Annahmen:

  • Im dritten Quartal wird es eine „zweite Welle“ mit Corona-Infektionen geben. Die Quarantäne-Maßnahmen, die annahmegemäß Ende Juni aufgehoben werden, werden im Oktober/November 2020 deswegen teilweise erneut angeordnet.
  • Der Urals-Ölpreis sinkt im dritten Quartal 2020 auf 30 Dollar/Barrel, während im „optimistischen“ Szenario von 35 Dollar/Barrel ausgegangen wird. Im vierten Quartal steigt der Ölpreis aber wieder auf 35 Dollar/Barrel (2021: 35; 2022: 38; 2023: 45).

Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts;
Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent;
optimistisches Szenario (grün); Basis-Szenario (blau); pessimistisches Szenario (rot)

Die Erwartung im CMASF-Basisszenario, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion in diesem Jahr um rund 8 Prozent sinken dürfte, ist deutlich pessimistischer als die derzeitigen BIP-Prognosen der Zentralbank (- 4 bis -6 Prozent) und der Regierung (- 5 Prozent).

Eine kaum bessere Produktionsentwicklung (- 7 Prozent) hat der russischen Wirtschaft bereits Anfang Mai das Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche in Aussicht gestellt. Auch von Rechnungshof-Präsident Kudrin wird berichtet, dass er einen derartig starken Einbruch für möglich hält.

CMASF-Prognosen zur Entwicklung wichtiger Konjunkturdaten im Jahr 2020

Laut Basisszenario des CMASF wird sich der Rückgang des BIP um rund 8 Prozent auf der Verwendungsseite vor allem in einem Einbruch der Investitionen um fast ein Fünftel zeigen. Die Reallöhne und der reale Einzelhandelsumsatz sollen hingegen gleichzeitig „nur“ um knapp fünf Prozent sinken. Die Prognosen im Einzelnen:

  • Die Investitionen sinken um rund 19 Prozent, was durch das Wachstum im Jahr 2021 (+ 2,7 bis + 3,0 Prozent) und 2022 (+ 4,2 bis + 4,5%) nur zu rund einem Viertel ausgeglichen wird.
  • Die Realöhne sinken um 4,5 bis 4,8 Prozent (und beginnen erst 2023 wieder merklich zu wachsen: 2,2 bis 2,5 Prozent).
  • Der reale Einzelhandelsumsatz sinkt ebenfalls um 4,5 bis 4,8 Prozent (und wächst  erst 2023 um 2,7 bis 3,0 Prozent).
  • Der Rubel-Kurs schwächt sich in der zweiten Jahreshälfte 2020 ab. Ursachen sind die vorübergehend erneut sinkenden Ölpreise, eine saisonal wachsende Nachfrage nach Devisen für Einfuhren sowie der Abfluss von Kapital aus Russland. Vom vierten Quartal 2020 bis 2022 dürfte der Rubel in einem Korridor zwischen 87 und 91 Rubel je Dollar fluktuieren.
  • Die Inflationsrate übersteigt wegen der Abwertung des Rubels 2020 mit 5,5 bis 5,7 Prozent und 2021 mit 5 bis 5,3 Prozent das Inflationsziel der Zentralbank von 4 Prozent deutlich. Erst 2022/2023 entspricht sie mit 4,0 bs 4,3 Prozent weitgehend dem Inflationsziel.

In seinem „pessimistischen“ Szenario geht das CMASF bei einem Rückgang des BIP um rund 11 Prozent sogar von einem Einbruch der Investitionen um „mehr ale ein Viertel“ aus.

HSE rechnet mit viel tieferem Einbruch der Einkommen als die Regierung

Svetlana Misikhina, Stellvertretende Direktorin des Konjunkturforschungszentrums der „Higher School of Economics“, legte letzte Woche eine Aktualisierung der HSE- Berechnungen zu den voraussichtlichen Folgen der Corona-Krise für die Entwicklung der real verfügbaren Einkommen vor.

Sie schätzt, dass der Rückgang gegenüber dem Vorjahr im gesamten Jahr 2020 je nach Szenario 8,2 bis 12,1 Prozent erreichen wird. Das Wirtschaftsministerium geht in seinen neuen Prognosen laut Presseberichten hingegen davon aus, dass die real verfügbaren Einkommen nur um 3,8 Prozent sinken dürften (Weafer: – 3,5 Prozent).

Im zweiten Quartal 2020 dürfte der Rückgang gegenüber dem Vorjahresquartal laut Misikhina 21,8 Prozent erreichen, wenn man keine Hilfsmaßnahmen berücksichtigt. Bei Berücksichtigung der vor dem 11. Mai beschlossenen Hilfen, werde der Rückgang der Einkommen 2,2 Prozentpunkte schwächer sein, also 19,6 Prozent betragen. Berücksichtigt man auch die im Mai beschlossenen Hilfen, schätzt Misikhina den Rückgang der verfügbaren Realeinkommen im zweiten Quartal auf 18 Prozent.

Einkaufsmanager-Indizes erholten sich im Mai etwas

Der Tiefpunkt der Produktionsaktivitäten dürfte im April 2020 erreicht worden sein. Das signalisiert die Entwicklung der Einkaufsmanager-Indizes, über die am Freitag das Forschungsinstitut der finnischen Zentralbank BOFIT und FocusEconomics berichteten.

Im Verarbeitenden Gewerbe („Manufacturing“) erholte sich der „Purchasing Manager Index, PMI“ im Mai um rund 5 Punkte von 31,3 Punkten auf 36,2 Punkte.

Im von der Corana-Krise besonders stark betroffenen Dienstleistungsbereich erholte sich der Index ebenfalls auf 35,9 Punkte. Im April war er auf nur noch 12,2 Punkte abgestürzt.

Der „Composite Output Index“ für Industrie und Dienstleistungen stieg von einem Allzeit-Tief im April von 13,9 auf 35,0 Punkte im Mai. Die Einkaufsmanagerindizes liegen damit aber noch deutlich unter der Marke von 50 Punkten, die eine „stabile“ Entwicklung der Produktion erwarten läßt.

Russia’s purchasing manager indices recovered a bit in May

BOFIT; Bank of Finland: After posting awful April economic numbers, Russia bounced back a bit in May; BOFIT weekly,  05.06.2020

Ein weiterer konjunktureller Frühindikator sind die von der russischen Zentralbank erfassten Banküberweisungen. Laut BOFIT erholte sich ihr Volumen in den ersten drei Mai-Wochen in vielen Branchen, war aber insgesamt noch niedriger als in den Vorjahren. Im Bereich der Produktion von Medikamenten und der Herstellung von Ausrüstungen für das Gesundheitswesen wurde das Vorjahresniveau übertroffen. Im Dienstleistungsbereich war die Erholung schwach. So gab es im Tourismus-Bereich bis Mitte Mai keinerlei Belebung.

Hinweis auf Diskussion im Rahmen der „21. Internationalen wissenschaftlichen April-Konferenz“ der „Higher School of Economics“

Einer der Autoren der CMASF-Szenarien, Dmitry Removich Belousov, nahm am 12. Mai an einer Video-Konferenz im Rahmen der „21. Internationalen wissenschaftlichen April-Konferenz“ der Moskauer „Higher School of Economics“ teil. Zum Thema „Langfristiges Wirtschaftswachstum in Russland: Aussichten auf eine Erholung“ standen unter anderem folgende Fragen zur Diskussion:

  • Können die Erfahrungen bei der Erholung der russischen Wirtschaft nach den Krisen der Jahre 1998 und 2008 heute hilfreich sein?
  • Welche Wirtschaftsbereiche haben im letzten Jahrzehnt das Wachstum getrieben? Können sie dies weiterhin?
  • Wie hoch könnte das Wachstum im Jahr 2021 sein?
  • Wie entwickeln sich die nationalen Projekte zur Stimulierung des Wachstums?

Video-Beiträge:

2:11 – N.V. Akindinova (HSE) “Medium-term Prospects for the Russian Economy during the Coronavirus Pandemic”

17:35 – M. Dabrowski (HSE, Bruegel, CASE) “Factors limiting Russia’s long-term growth”

33:42 – A. A. Shirov (INP RAS) “The main directions of the long-term forecast of socio-economic development”

48:39 – D.R. Belousov (CMASF) “Potentials of economic growth and modernization of the Russian economy”

1:02:45 – I. B. Voskoboynikov (HSE)

Titelbild
Titelbild: Viacheslav Lopatin / Shutterstock.com
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Quellen und Lesetipps:

Ostexperte.de-Artikel zu Konjunktur und Wirtschaftspolitik in Russland von Klaus Dormann:

Coronavirus in RF: Liveticker, Presseschau, Russland-Analysen, Russia Analytical Digest

Corona-Informationen von GTAI, OAOEV, WKO, AEB, AHK, IWF

Corona-Themenseiten des Wirtschaftsministeriums und der Zentralbank

Nationaler Aktionsplan zur Erholung der Wirtschaft

Wirtschaftsministerium: Prognose der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung bis 2023

Verbraucherpreise im Mai

Konjunktur im April/März: Monatsberichte von Wirtschaftsministerium, Rosstat, Zentralbank

Periodisch erscheinende Konjunkturberichte (monatlich, vierteljährlich, halbjährlich)

Konjunktur und Wirtschaftspolitik in Russland

Rede Putins vom 11. Mai zum Ende der arbeitsfreien Zeit und weiteren staatlichen Hilfen

Wirtschaftspolitik in der Corona-Krise weltweit

Ölpreiseinbruch und Konjunktur in Russland und weltweit