Russland rettet Großbank Otkritie

Zentralbank stützt russische Bank Otkritie

Die russische Großbank Otkritie ist in Schwierigkeiten geraten. Um sie vor dem Kollaps zu bewahren, will die russische Zentralbank einen Teil des Geldhauses übernehmen.

Kunden der russischen RocketBank, die zu Otkritie gehört, haben am Dienstag eine SMS mit diesem Inhalt erhalten:

„RocketBank ist nun noch sicherer geworden. Sie werden nun von der Zentralbank beschützt! :)“

Zuvor erklärte die Zentralbank, einen großen Teil der strauchelnden Bank zu übernehmen. Wie die NZZ berichtet, könnte diese Entscheidung auf die größte Bankenrettung der russischen Geschichte hinauslaufen.

Eigentlich hatte sich die Zentralbank die Bereinigung des russischen Banksektors auf die Fahnen geschrieben. Mehr als 300 Banken verloren seit 2013 ihre Lizenz. Ende Juli 2017 wurde Jugra, eine der 30 größten Banken Russlands, wegen Bilanzfälschung die Lizenz entzogen. Da Otkritie zu den 10 Banken (siehe Liste) gehört, die laut Zentralbank als systemisch relevant gelten, weicht das größte Kreditinstitut Russlands von ihrem ordnungspolitisch harten Kurs ab.

Otkritie leidet an Milliarden-Abflüssen

Wie aus einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hervorgeht, kämpft Otkritie mit notleidenden Krediten und hohen Mittel-Abflüssen. Zwischen dem 3. Juli und dem 24. August sollen Kunden umgerechnet rund 7,5 Milliarden Euro von ihren Konten abgezogen haben. Nach Berechnungen der Ratingagentur Moody’s könnte dies 20 Prozent der gesamten Einlagen überschreiten.

Laut Zentralbank habe das Management strategische Fehler begangen. Nun benötige das Unternehmen Oktritie, das nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax bis vor kurzem die größte Privatbank Russlands war, frisches Geld und eine Bereinigung der Bilanzen. Bereits Anfang Juli 2017 hatte die russische Ratingagentur Acra die Bewertung für Otkritie auf „BBB-“ herabgestuft, was einer „geringen Qualität des Kreditbestandes“ entspricht.

Zentralbank als Retter in der Not

Otkritie existiert bereits seit 1992. Die Bank ist mehrheitlich im Besitz von sieben Einzelaktionären, darunter der laut Forbes zu den 200 reichsten Russen gehörende Mitbegründer Wadim Beljaew. 10 Prozent der Anteile hält die russische Staatsbank VTB. Das Stadion des Fußballclubs Spartak Moskau trägt den Namen „Otkritie-Arena“. Für den Sechs-Jahres-Sponsorenvertrag hat die Bank ca. 30 Mio. US-Dollar investiert.

Experten zufolge könnte der Zusammenbruch des Kreditinstituts zu schwerwiegenden Folgen im russischen Finanzsektor führen. Deshalb hat die Zentralbank schon in den vergangenen Wochen Notfallkredite bereitgestellt. Nun soll sie mindestens 75 Prozent der Aktien übernehmen. Laut NZZ ist das ein Novum: Erst seit dem Frühjahr darf die Zentralbank die operative Leitung einer zusammenbrechenden Bank übernehmen.

Zwischen Anfang Dezember 2016 und Ende August 2017 sollen die Aktiva der Bank von umgerechnet 50,5 Mrd. US-Dollar auf 40,1 Mrd. US-Dollar geschrumpft sein. Das ursprünglich viertgrößte Kreditinstitut ist auf Rang 8 abgerutscht. Inzwischen nimmt Alfa Bank die Position der größten russischen Privatbank ein.