Russland wird für Textil- und Bekleidungshersteller attraktiver

Die Attraktivität von Russland als Standort für die Textilindustrie wächst mit dem schwachen Rubel, schreibt Germany Trade and Invest in einem ausführlichen Bericht. Aufgrund der starken Rubelabwertung hätten sich die Rahmenbedingungen für die Textil- und Bekleidungsindustrie in Russland komplett geändert. Importe sind durch den schwachen Rubel teurer geworden, die Personalkosten aber gesunken und die Exportchancen gestiegen. Das führe zu einem Umdenken. Es wird mehr in Russland produziert und um Investoren geworben.

Die Lohnstückkosten in Russland (in US-Dollar) seien unter asiatische Vergleichswerte gesunken (10 bis 15 Prozent geringer als in China), schreibt GTAI. Der Durchschnittslohn einer Arbeiterin in der Nähindustrie betrage in China zurzeit 300 bis 350 US-Dollar, in Russland 12.000 bis 15.000 Rubel (185 bis 230 Dollar).

Nachfrage in Russland sinkt

Der Absatz und die Nachfrage sinke jedoch wegen geringeren Realeinkommen in Russland selbst (Hierzu hat GTAI einen gesonderten Bericht erstellt). Russlands Bekleidungsmarkt schrumpfte 2015 gegenüber dem Vorjahr um neun Prozent auf ein Volumen von 1,4 Billionen Rubel – in US-Dollar ging der Markt sogar um 43 Prozent zurück. GTAI zufolge könne man eine Verlagerung vom mittleren ins billige Preissegment feststellen. Der Online-Handel nehme aber zu.

Internationale Investoren sollen angelockt werden

Die russische Regierung bemüht sich nun, Investoren aus der Modeindustrie anzulocken. Einige Unternehmen hätten bereits Kapazitäten oder Produktionsaufträge nach Russland verlagert. Andere, auch große internationale Ketten, schauten sich derzeit nach Möglichkeiten um. Darunter: Zara, Sela, Baon, Gloria Jeans, Modis, Lamoda, Lady&Gentleman, Känguru und Sneschnaja Korolewa. Das russische Ministerium für Industrie und Handel führt bereits intensive Gespräche mit Zara, H&M, Benetton, Dekatlon, Sportmaster und IKEA (Heimtextilien), um sie von den Vorteilen einer Produktion in Russland zu überzeugen. Künftig will etwa IKEA bis zu 40 Prozent seiner Textilwaren von russischen Unternehmen herstellen lassen.

Die russische Regierung hat bereits Programme auf die Beine gestellt, das die russische Leichtindustrie unterstützen sollen. Zu Beginn des Jahres beschloss sie eine „Strategie für die Entwicklung der Leichtindustrie bis zum Jahr 2025“ und ein „Föderales Programm zur Unterstützung der Unternehmen der Leichtindustrie“ (mehr dazu hier, ebenfalls bei GTAI).

Risiken seien bei einer Produktion in Russland aber, dass weiterhin importiert werden muss – etwa Stoffe und Materialien (zu 65 Prozent) und technische Ausrüstung (zu 100 Prozent). Damit bleibe auch das Risiko schwankender Wechselkurse bestehen.

[accordion open_icon=”camera-retro” closed_icon=”camera-retro”] [/su_spoiler] Quelle: Pixabay.com

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