Russische Hacker erbeuten Milliarden bei Banken

Cyberkriminalität: Russische Banken waren 2017 beliebtes Ziel der Hacker-Gruppe „Cobalt“

In den vergangenen Jahren litten Russlands Finanzinstitute verstärkt unter Diebstählen von Hackern. Viele Banken wurden mehrmals pro Woche mit Cyberangriffen konfrontiert. Die Betrüger interessierten sich nicht nur für Finanzorganisationen aus den Top 100, sondern auch für kleinere Marktteilnehmer. Insbesondere die Hackergruppe „Cobalt“ konnte sich durch ihr infiltratives System reich bedienen.

Wie aus einem Bericht der Zeitung Wedomosti hervorgeht, wurde der erste Angriff der Cobalt-Gruppe bereits im Juni 2016 aufgezeichnet. Nach Angaben der Zentralbank versuchten Hacker noch im selben Jahr, insgesamt 2,18 Milliarden Rubel von Banken zu stehlen. Rund 1,5 Milliarden Rubel (21 Mio. Euro) wurden erfolgreich durch die Betrüger erbeutet.

Der stellvertretende Vorsitzende der Zentralbank, Dmitri Skobelkin, erklärte im Zuge des X Ural Forum 2018, dass 2017 bei mehr als 240 Banken Angriffe von „Cobalt“ registriert worden seien. Ihm zufolge wurden elf Cyberattacken erfolgreich ausgeführt. Dabei konnten die russischen Hacker eine Milliarde Rubel entwenden – rund 14 Millionen Euro. Alleine bei der VEB-Tochterbank Globex seien rund eine Million Dollar durch Cyberangriffe entwendet worden. Die Gesamtstatistik über 2017 verübte Diebstähle hat die Zentralbank bislang nicht veröffentlicht.

Die Cobalt-Gruppe verursachte zunächst Störungen der Geldautomaten: Sie startete ein Programm, das einen Befehl zur Auszahlung von Bargeld erteilte. Zudem attackierten die russischen Hacker interne Systeme der Finanzinstitute, um Kontodaten auszulesen. Dazu verschickten die Hacker E-Mails mit Schadsoftware im Anhang. Skobelkin erklärte, dass die Zentralbank im vergangenen Jahr mehr als 400 Banken gewarnt hatte. Sie verschickte unter anderem eine Liste mit E-Mail-Adressen, die von der Cobalt-Gruppe verwendet wurden.

Kaspersky Lab: Täglich 300.000 neue Bedrohungen

Kirill Kertsenbaum, Direktor für IT-Sicherheitslösungen beim Antivirus-Hersteller Kaspersky Lab, sprach im Ostexperte.de-Interview über die Gefahr durch digitale Bedrohungen. Dazu erklärte er:

„Insgesamt registrieren wir täglich rund 300.000 neue Bedrohungen. Wenn man sich vorstellt, dass an der Erstellung von Malware zwei bis drei Personen beteiligt sind, schreiben Millionen von Menschen täglich neue Bedrohungen. Nicht aus Spaß, sondern um Geld zu verdienen.“

Wie aus einem Kaspersky-Bericht von 2017 hervorgeht, treffen die Hackerangriffe auch Russlands Industrie. Alleine in der Region Ural seien in den ersten neun Monaten des Vorjahres über eine Million Cyberattacken verzeichnet worden. Der im Durchschnitt verursachte Schaden durch einen Angriff liegt bei 21.000 Euro bei KMU bzw. 160.000 Euro bei großen Unternehmen.