Wie man als Ausländer in Russland ein Restaurant eröffnet

Eine kleine Kneipe am Kreml: Wie man als Ausländer in Russland ein Restaurant eröffnet

Trotz der Wirtschaftskrise wächst der Gastronomiesektor in Russlands Hauptstadt: Immer mehr Restaurants tauchen auf der Karte Moskaus auf. Der bereits große Markt steckt noch immer voller Potenzial. Haben Sie Interesse, ebenfalls einzusteigen?

Von Ksenia Subatschjowa, Russia Beyond


Ein eigenes kleines Familienrestaurant in der russischen Hauptstadt zu haben, ist ein beliebter Traum unter Ausländern in Moskau. So können sie den Geschmack ihrer Heimatländer nach Russland bringen. Ein Restaurant zu gründen ist aber keinesfalls so einfach wie es klingt. Russia Beyond stellt einige wichtige Punkte vor, die potenzielle Gastronomen beachten sollten.

Einen Plan haben

Zunächst sollte man sich sicher sein, dass ein eigenes Restaurant tatsächlich genau das ist, was man möchte. Wie die Gründung eines jeden Geschäfts benötigt auch der Aufbau eines Restaurants viel Zeit und vor allem Geld. „Um in der Gastronomie erfolgreich zu sein, bedarf es harter Arbeit, ohne Wochenenden oder Urlaub“, sagt Ilias Iliadis, Besitzer des griechischen Restaurants Pita&Suvlaki in Moskau. „Es ist viel schwerer, eine Gaststätte zu führen als sie zu eröffnen.“

Zukünftige Restaurantbesitzer müssen alles über jeden Aspekt ihres Geschäftes wissen: Es gilt, gesetzliche Vorschriften zum Feuerschutz und der Hygiene zu kennen, die Beziehungen zu Geschäftspartnern und Zulieferern zu organisieren und erfahrene Mitarbeiter einzustellen. „Es gibt in diesem Bereich wirklich viele Herausforderungen. Deshalb muss man die Aufgabe lieben, um erfolgreich zu sein“, bestätigt auch Radomir Krajinovic, der das serbische Restaurant Optimist betreibt.

Den Markt kennen

Die Wirtschaftskrise sorgt dafür, dass viele Russen ihre Budgets für Sonderausgaben wie Restaurantbesuche kürzen. Deshalb zeigt sich im Gastronomiegewerbe ein Trend zu Fastfood-Restaurants.

Dennoch wächst die Industrie: Laut einer Marktanalyse des Unternehmens Poster aus diesem Jahr steigt das Interesse der Moskowiter an gesunder Nahrung, vegetarischer Küche, neuen Restaurantformaten wie offenen Küchen, neuen Bierkreationen, Imbisswagen mit speziellen Konzepten und regionalen Angeboten. Die Anzahl der Bars und Restaurants steigt deshalb und mit ihnen auch der Konkurrenzkampf um Kunden, der über Sonderangebote und besondere Restaurantformate ausgetragen wird.

“In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Restaurants mit nationalen Küchen gestiegen”, sagt Krajinovic. „Ja, die Krise hat schon dazu geführt, dass wir weniger Gäste haben, aber wir sind noch immer erfolgreich: Bald eröffnen wir ein weiteres Restaurant.“

Auch Iliadis‘ Geschäft entwickelt sich gut: Sein erstes Café eröffnete er 2014 in der Innenstadt, mittlerweile hat er eine zweite Gaststätte und arbeitet an der dritten.

Investment sichern

Ohne entsprechende Finanzmittel ist die Gründung eines Restaurants natürlich kaum zu realisieren. „Um ein kleines Restaurant oder Café zu eröffnen, braucht man fünf Millionen Rubel (72.700 Euro, Anm. d. Red.)“, sagt Wladimir Schalaew, der als Anwalt in der Kanzlei BMS arbeitet. Iliadis bestätigt das: „In unserem Fall hat es ein Jahr gedauert, bis sich die Investition amortisiert hatte. Unser kleines Restaurant wurde schnell beliebt, weshalb wir eine größere Location finden mussten.“

„Der größte Teil der Ausgaben fällt für die Miete an. Es ist sehr teuer hier“, erklärt Krajinovic. „Alles andere hängt damit zusammen, was man möchte. Ein bodenständiges Restaurant könnte zwischen sieben und zehn Millionen Rubel (102 000 bis 145 400 Euro, Anm. d. Red.) kosten. Diese Investition sollte sich nach zwei Jahren auszahlen.“

Russische Banken bieten zudem Kredite für Gastronomen, die ihr Angebot ausbauen wollen. Wer die nötigen Finanzmittel also nicht hat, kann sie sich auf diesem Weg beschaffen. „Kreditnehmer müssen 30 Prozent der Investitionssumme für ein neues Projekt selbst bereitstellen. Wenn sie dann einen Kredit beantragen, trägt die Bank die restlichen 70 Prozent“, erklärt Igor Gluschow, stellvertretender Direktor der Kreditabteilung bei der RosEvroBank.

Gesetze beachten

Die Vorgaben zur Gründung einer juristischen Person, in diese Kategorie fallen auch Unternehmen wie Restaurants, unterscheiden nicht zwischen russischen Staatsbürgern und Ausländern. „Es muss ein Paket an relevanten Dokumenten zur Gründung eines Unternehmens zusammengestellt werden: ein Ausweisdokument, eine Reihe an Gründungsdokumenten und ein Beleg, dass die Registrierungsgebühr gezahlt wurde. Ausländische Staatsbürger müssen zudem eine beglaubigte Übersetzung ihres Ausweisdokuments beifügen“, erklärt Anwalt Schalaew.

Die Gründung eines Unternehmens ist dabei aber nur der erste Schritt. Es muss eine Lizenz zum Ausschank von Alkohol eingeholt, eine Location angemietet und das Restaurant im Geschäftsregister eingetragen werden. Dann müssen alle notwendigen Zertifikate zum Feuerschutz und den Hygienebestimmungen ausgestellt und die Müllentsorgung organisiert werden.

„Die rechtlichen Vorschriften sind denen in Griechenland sehr ähnlich”, erzählt Iliadis. „Die russischen Anforderungen passen sich langsam den europäischen Standards an. Natürlich gibt es wie auch in Griechenland noch immer einige veraltete Vorschriften, wie zum Beispiel die Vorgabe, einen abgetrennten Raum zum Kartoffelschälen zu haben, aber bei Überprüfungen wird da kein Wert mehr drauf gelegt“, sagt der Gastwirt. „Niemand terrorisiert dich ohne Grund. Wenn man gutes Essen serviert und die Kunden das merken, werden sie zu Stammgästen und Inspektionen finden nicht sehr häufig statt, wenn es keine Beschwerden gibt.“

Krajinovic, der sein Restaurant seit 2012 betreibt, stimmt dem zu. „Es gibt keine Probleme. Wenn man sich an alle Vorgaben hält und frische Produkte verwendet, wird dich niemand nerven und nach Geld fragen“, sagt er. „Eine sehr gute Sache ist, dass man nach drei bis vier Monaten Betrieb weiß, wie hoch die Steuerlast des Unternehmens ist. In Europa kann der prozentuale Anteil stark schwanken. Hier zahlen wir immer zwischen 15 und 20 Prozent unseres Profits.“

Dieser Beitrag ist zuerst bei Russia Beyond erschienen.