Molkerei DMK darf russische Käsehersteller kaufen

Wieso es bald in Russland deutschen Käse geben könnte

Russische Behörde erlaubt Deutschem Milchkontor (DMK), Käsefirmen in Russland zu kaufen

Der größte deutsche Molkereikonzern Deutsches Milchkontor (DMK) steht offenbar vor einer Beteiligung an mehreren russischen Käseherstellern im Oblast Woronesch im Südwesten Russlands. Die russische Antimonopolbehörde FAS in Moskau habe dafür das O.K. gegeben, berichtete die russische Wirtschaftszeitung Vedomosti am Freitag, den 13. Mai und berief sich dabei auf die Behörde.

DMK darf in Russland Käse produzieren
Mit dem russischen Lebensmittel-Embargo schwanden die holländischen, französischen, italienischen, österreichischen und deutschen Käse aus den Regalen und wurden durch russische ersetzt.

„Du fliegst nach Deutschland? Kannst du mir bitte Käse mitbringen?“

So lautet nach wie vor eine typische Frage unter Expats in Russland. Nach dem russischen Embargo gegen westliche Lebensmittel verschwand der westliche Käse aus den Regalen der Supermärkte und wurde durch russischen ersetzt. Besonders in der ersten Zeit ließ hier die Qualität aber oft zu wünschen übrig. Daher war (und ist?) das wohl beliebteste Mitbringsel eines Deutschland-Reisenden holländischer, französischer oder deutscher Käse.

Seitdem hat sich die Käseauswahl in Russland zwar verbessert, überzeugt sind die Expats aber nicht immer. Dass russische Firmen versuchen mit dem falschen Label „deutscher Käse“ zu punkten, macht den Käse nicht besser.

Es dürfte die Expats daher freuen zu hören, dass nun der größte deutsche Molkereikonzern DMK mit der Genehmigung des FAS in der Lage sein dürfte, in Russland Käse produzieren zu lassen – trotz  der russischen Gegensanktionen, die seit Sommer 2014 die Einfuhr westlicher Lebensmittel verbieten.

Original deutscher Käse wird es dann zwar nicht sein – importiert werden darf immer noch nichts – aber zumindest wird dann wohl unter deutschen Vorgaben hergestellt. DMK hat nun offenbar einen Weg gefunden, auch ohne Importe auf den russischen Markt zurückzukehren.

Welche russischen Unternehmen für DMK Käse herstellen könnten

DMK darf in Russland Käse produzieren
Haben Sie schon Käse nach Russland mitgenommen?

Konkret soll es sich bei den russischen Herstellern, an denen das DMK interessiert ist, um die „RichArt Group“, die „Bobrowskij Käserei“, „CheeseArt“, „FlamanFracht“, „Dart“ und einige weitere Unternehmen im Oblast Woronesch handeln, die das DMK „kontrollieren“ könnte, wie es im Vedomosti-Bericht heißt.

Vor dem Embargo war die „Richart Group“ einer der größten Käse-Importeure in Russland. Die Bobrowskij Käserei liefert im mittleren Preissegment Käse an fast alle großen russischen Handelsketten – etwa den Supermarkt „Dixie“. Hier betrage der Anteil im Hartkäse-Sortiment vier Prozent.

Bobrowskij sei kleines Unternehmen, das aber guten Käse produziere, kommentiert das der deutsche Inhaber des größten russischen Milchproduzenten „Ekoniva“ Stefan Dürr. Die Fabrik kaufe Rohmilch von Ekoniva.

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Mit russischen Partnern trotz Sanktionen auf dem Markt bleiben

Die deutsche Genossenschaftsmolkerei DMK soll sich schon länger um eine Beteiligung bemüht haben, sagten große russische Milchproduzenten gegenüber Vedomosti. Die Arbeit in Russland sei sogar schon vor den Sanktionen geplant gewesen, heißt es weiter.

DMK war vor dem Embargo mit seinen Produkten über Importe auf dem russischen Markt vertreten. Dann bekam es jedoch die Folgen der Einfuhrverbote zu spüren.

Auch andere westeuropäische Milchhersteller, etwa das dänisch-schwedische Unternehmen „Arla“ oder die finnische Firma „Valio“, versuchen ebenfalls, durch Beteiligungen an russischen Partnerunternehmen ihre Präsenz auf dem wichtigen Markt aufrechtzuerhalten.

DMK wollte zu dem Vedomosti-Bericht bislang übrigens noch nicht Stellung nehmen.

DMK leitet unter Weltmilchmarkt-Krise

Das Deutsche Milchkontor produziert neben Michprodukten und Käse auch Zutaten für Babynahrung sowie Nahrungsergänzungsmittel.

Zu den Marken des Konzerns gehören unter anderem:

  • Milram,
  • Ravensberger,
  • Osterland,
  • Oldenburger
  • und Humana.

Nach eigenen Angaben verarbeitet das Unternehmen jährlich 6,8 Milliarden Kilogramm Milch an 26 Standorten in zehn deutschen Bundesländern.

Im Februar 2o16 hatte DMK bekannt gegeben, dass es unter dem Eindruck der Weltmilchmarkt-Krise stehe und der Gesamtumsatz deswegen 2015 um 11 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro zurückgegangen sei. 2014 hatte er noch 5,3 Milliarden betragen.

Zehn Prozent seiner Milchprodukte verkaufte DMK 2015 außerhalb der EU.

Lassen Sie sich Käse nach Russland mitbringen oder haben Sie selbst schon einmal Käse im Koffer gehabt? Was halten Sie von den Neuigkeiten? Schreiben Sie einen Kommentar!

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[/su_spoiler] Quellen:

Pressefoto von DMK, Qualitätskontrolle im Käsereifelager bei DMK.

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4 Kommentare

  1. Eine beiderseits vorteilhafte Kooperation ist zwar grundsätzlich gut, wenn beide Partner ehrlich miteinander umgehen. Es sollten aber auch die russischen Firmen sich bemühen, ihre Produkte bzw. Produktionsgrundlagen zu verbessern, um nicht immer mehr in die Abhängigkeit von westlichen Firmen bzw. Anteilseignern zu geraten und die russische Seite dan immer nur als Anhängsel der Westunternehmen gelten würde. Mein Vorschlag wäre, dass die russische Regierung ihrer eigenen Oligarchen auffordert oder zwingt, mit ihrem Vermögen im eigenen Land zu investieren und die russischen Unternehmen technologisch voranzubringen.

    Gern würde ich von Ihnen Ihre Meinung zu meinem Vorschlag erfahren wollen.

    Dr. Werner Klisch

    1. Vielen Dank für Ihren Kommentar, Herr Klisch.

      Ja, eine Partnerschaft von der beide Seiten profitieren – so soll es im Idealfall sein. Ich denke auch, dass das zumindest im Falle der deutschen Unternehmen in Russland meist so ist. Aber ja, zu viel Abhängigkeit kann schädlich sein und russische Unternehmen sollten sich selbstverständlich bemühen, ihre Produkte und Produktionsgrundlagen zu verbessern (das ist im Übrigen auch im Interesse der westlichen Unternehmen und Investoren).

      Andererseits halte ich persönlich es nicht für den richtigen Ansatz, jemanden in der Wirtschaft zu „zwingen“ etwas zu tun – seien es Oligarchen. Russischen Unternehmen technologisch voran bringen kann man auch, indem man positive Anreize dafür schafft, das Investitionsklima verbessert, für mehr Rechtssicherheit der Unternehmen sorgt, Technologien mit Subventionen fördert, Steuervergünstigungen erlässt und mit ähnlichen Maßnahmen. Wenn es mir wirtschaftlich nützt, im eigenen Land in neue Technologien zu investieren, dann muss ich nicht gezwungen werden – so die Idee. Inwiefern sich das praktisch umsetzen lässt, steht auf einem anderen Blatt.

      Teilweise gibt es bereits Entwicklungen in diese Richtung, was sehr zu begrüßen ist. Special Investment Contracts und Sonderwirtschaftszonen gehen in diese Richtung. Allerdings richten sie sich bislang überwiegend – wenn auch nicht nur – an ausländische Investoren.

      Beste Grüße
      Simon Schütt

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