Liebe im Krieg: 2 Welten, ein Herzschlag
Wenn ein Krieg zwischen zwei Menschen tritt, ist das nicht einfach nur Distanz. Es ist, als würde eine ganze andere Welt zwischen euch entstehen. Die eine – mit städtischen Straßen, Anrufen von Freunden, Abendtee, Plänen für morgen. Die andere – mit der Stille vor dem Gefecht, mit der Gewohnheit, nicht zu viel zu sagen, mit einem Leben, das jeden Moment enden kann. Und wenn du in der ersten Welt lebst und dein geliebter Mensch in der zweiten, dann wird all euer Kontakt, eure ganze Verbindung zu etwas Besonderem, fast Heiligem. Liebe im Krieg bedeutet, mit dieser unsichtbaren Kluft zu leben – und trotzdem verbunden zu bleiben.
Kann man unter solchen Bedingungen eine Beziehung aufrechterhalten? Kann man den Faden zwischen sich nicht verlieren, wenn jeder Tag nicht nur neue Ereignisse, sondern auch neue Wunden, Ängste, Stille bringt? Jeder hat seine eigene Geschichte. Aber in diesen Geschichten gibt es etwas Gemeinsames, das vielleicht Antworten gibt für jene, die gerade erst suchen: Wie geht man damit um, wenn man getrennt ist – und er im Krieg?
Liebe im Krieg: Verbindung ist mehr als Worte
Früher schien es, als halte alles durch Kommunikation zusammen. Durch das Hören der Stimme, den Blick in die Augen, das Besprechen von Plänen. Doch der Krieg zeigt schnell: Kommunikation ist ein Luxus. Es gibt Wochen, in denen das Gespräch aus nur einer Nachricht besteht: „Ich lebe. Mach dir keine Sorgen. Ich liebe dich.“ Und in diesen kurzen Sätzen, in den Fetzen der Verbindung, lernst du, zwischen den Zeilen zu lesen.

Verbindung – das sind nicht nur Gespräche. Es ist die Fähigkeit, den anderen auf Distanz zu spüren. Zu spüren, wann man besser keine Fragen stellt. Wann man einfach schreiben muss: „Ich bin da. Ich warte.“ Es ist die Fähigkeit, in der Stille gemeinsam zu sein, selbst ohne Worte. Denn manchmal ist sein Schweigen keine Kälte. Es ist das Einzige, was er gerade geben kann.
Zwei Realitäten anerkennen – und bestehen
Wenn du in einer Welt lebst, in der du in Kiew einkaufen gehst, Alltagsprobleme löst, Filme schaust, arbeitest – und er in einer Welt, in der alle Pläne nur bis zur nächsten Schlacht reichen, beginnst du zu merken, wie verschieden ihr seid. Und das ist die größte Prüfung für die Beziehung.
Zu akzeptieren, dass er deine Freude vielleicht nicht teilt. Dass er es leid ist, von Ausflügen und Treffen zu hören. Dass seine Welt das Überleben ist – und wenn du in seinem Leben bleiben willst, musst du das anerkennen. Nicht rechtfertigen, nicht analysieren – einfach annehmen.
Ebenso wichtig ist es, die eigene Realität anzunehmen. Das eigene Leben nicht zu streichen, sich keine Schuldgefühle zu machen, weil man nicht an der Front ist. Er verlangt nicht, dass du mitleidest. Er bittet nur darum, da zu sein. Unterstützung ist kein Selbstopfer. Es ist die Fähigkeit, bei sich zu bleiben – und diese Ganzheit zu teilen.
Wiedersehen und Abschied – zwei Seiten derselben Prüfung
Man könnte meinen, dass es leichter wird, wenn er kommt. Doch Wiedersehen nach langer Trennung bringen oft keine Freude, sondern Verwirrung. Du siehst ihn an und weißt nicht, wie du dich verhalten sollst. Er ist da, lebendig – und das ist fast ein körperlicher Schock.
In den ersten Tagen ist es oft schwer. Man muss sich wieder aneinander gewöhnen. An den Körper, den Blick, daran, wie er spricht. Und wenn ihr euch endlich wieder eingefügt habt – kommt der Moment des Abschieds. Und alles beginnt von vorn: Tränen, Stille, Leere.

Jedes Wiedersehen – wie eine kleine Generalprobe für eine Rückkehr. Jeder Abschied – wie ein winziger Verlust. Wichtig ist zu verstehen: das ist normal. Das bedeutet nicht, dass die Gefühle schwächer geworden sind. Es bedeutet, dass ihr wirklich verbunden seid.
Was die Verbindung stärkt – auch auf Distanz
Es gibt kein universelles Rezept. Aber es gibt Dinge, die stärken:
- Einfachheit und Ehrlichkeit. Du musst nicht immer stark sein. Du musst nicht sagen, dass „alles gut“ ist, wenn dir nach Weinen zumute ist. Wenn du müde bist – sag es. Wenn du ihn vermisst – schreib. Wenn du wütend bist – gesteh es dir ein. Ein einfacher, ehrlicher Kontakt ist stärker als jede Strategie.
- Emotionales Dasein. Manchmal braucht er nichts außer deinem „Ich bin bei dir“. Keine Ratschläge, keine Analysen – einfach da sein. Manchmal braucht er Lachen. Oder Stille. Oder deine Stimme, selbst wenn du nur von Kleinigkeiten sprichst.
- Unterstützung ohne Druck. Er kann schweigsam, gereizt, abwesend sein. Das hat nichts mit dir zu tun. Das ist seine Realität. Unterstützung heißt nicht Kontrolle. Unterstützung heißt, Raum zu geben, so zu sein, wie er jetzt ist.
- Sorge um dich selbst. Du kannst keine Stütze sein, wenn du selbst zusammenbrichst. Achte auf dich. Erlaube dir zu leben. Baue dein Leben auf, ohne es im Warten auszusetzen. Das ist kein Verrat. Das ist Fürsorge – für eure Beziehung.
Gegenwart statt Entfernung: Die Kraft des Daseins
Es ist erstaunlich, aber gerade in solchen Beziehungen entsteht tiefe Nähe. Weil es kaum Alltägliches gibt. Kaum Ablenkung. Alles ist Essenz. Vertrauen, Geduld, Stille, Treue.
Wenn eine Verbindung nicht darauf beruht, dass „es uns gut geht“, sondern darauf, dass „wir einander haben, auch wenn wir nicht beieinander sind“ – dann macht das sie besonders. Es ist nicht immer angenehm. Aber es ist immer echt.

Es gibt eine Stille, die mehr sagt als Worte. Es gibt Pausen, in denen Vertrauen geboren wird. Es gibt eine Liebe, die keine Beweise braucht – weil sie einfach da ist. Und selbst wenn euch Kilometer trennen, kann sie lebendig sein.
Eine persönliche Geschichte
Als ich meinen Mann kennenlernte, war er schon an der Front. Wir kannten uns vor dem Krieg nicht, und das verlieh unserem Kennenlernen eine besondere Intensität. Wir hatten keine gemeinsamen Erinnerungen aus der Vergangenheit – nur die Gegenwart: Tagesbesuche, seltene Anrufe, Briefe.
Zuerst kam er einmal pro Woche. Wir sahen uns nur 20 Stunden. Dann wurde er versetzt. Ich zog nach Slowenien. Zwischen uns lagen 2000 Kilometer. Und trotzdem blieben wir in Kontakt. Ich schrieb ihm jeden Tag. Er auch. Rief an, wenn er konnte.
Ich versuchte, eine Stütze zu sein. Nicht zu widersprechen, wenn er Dinge sagte, mit denen ich nicht einverstanden war. Nicht zu brechen, sondern durchzuhalten. Es gelang mir nicht immer. Aber ich lernte. Ich lernte, anders da zu sein. Ohne Druck. Ohne Erwartungen.
Er hat seinen Schmerz. Seine Stille. Seine Illusionen und Erkenntnisse. Manchmal sagte er: „Du verstehst mich.“ Dann – „Du verstehst mich nicht.“ Es ging nicht um uns. Es ging darum, wie schwer es ist, in zwei Welten zu leben.
Aber selbst in den schwersten Momenten wusste ich: Ich kann nicht gehen. Weil das – meine Liebe ist. Weil ich mit ihm eine Familie will. Ein Zuhause. Ein Leben. Weil er, auch wenn er nicht über Gefühle spricht, sich trotzdem kümmert. Mich berührt, küsst, so schaut wie niemand sonst.
Ja, manchmal ist es unerträglich. Aber ich habe gelernt, in diesen Schwierigkeiten nicht das Hindernis zu sehen – sondern die Tiefe. Und in dieser Tiefe – sind wir wirklich zusammen.
Über den Autor:

YELYZAVETA KOLYADA ist gebürtige Ukrainerin und Psychologiestudentin an der M.P. Drahomanov Ukrainian State University. Ebenfalls macht sie eine Ausbildung zur Gestalt-Therapeutin mit der National Association of Gestalt Therapists of Ukraine (NAGTU).