EZB-Studie: USA wären größter Verlierer bei Handelskrieg

EZB-Studie: USA wären größter Verlierer bei Handelskrieg

In einer Studie hat die Europäische Zentralbank die Folgen eines Handelskrieges gegen China analysiert. Verlierer wäre die Weltwirtschaft insgesamt – vor allem aber die Vereinigten Staaten.

Die USA würden unter einer Eskalation des Handelsstreites gegen Peking stark leiden, so eine aktuelle EZB-Studie. Die Forscher simulieren in ihrer Untersuchung die Konsequenzen von US-Sonderzöllen von 10% und Vergeltungsmaßnahmen in gleicher Höhe. Dies würde zu einer deutlich schwächeren Exportbilanz der USA führen: „In unserem Modell investieren US-Firmen weniger und stellen auch weniger Arbeiter ein“, heißt es in einem Bericht der EZB.

Seit Anfang Juli haben sich Washington und Peking gegenseitig mit Strafzöllen auf Waren im Wert von 100 Milliarden US-Dollar belegt. US-Präsident Donald Trump kritisiert vor allem das Defizit im Handel mit China sowie den Umgang Pekings mit geistigem Eigentum. China wiederum wirft den USA eine „Handelstyrannei“ vor. Auch die EU sieht die Vorgehensweise der USA kritisch. Im Frühsommer konnte sie die Einführung von US-Zöllen auf EU-Autos abwenden.

Bruttoinlandsprodukt der USA könnte sinken

Nach Angaben der EZB-Studie könnte das BIP der USA aufgrund des Handelsstreites um 1,5% sinken. Darüber hinaus könnten die Zölle indirekte Folgen haben, unter anderem ein Vertrauensverlust bei US-Unternehmen. Dies könnte auch einen Rückgang von Investitionen in die US-Wirtschaft zur Folge haben. Laut EZB könnte das BIP sogar um bis zu 2% einbrechen. Der IWF rechnet 2018 mit einem Wachstum der US-Wirtschaft um 2,9%, im Folgejahr um 2,7%.

„Die Risiken steigen, das muss ich zugeben“, erklärte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters mit Blick auf mögliche Gefahren für die Euro-Zone. „Aber bisher haben wir keine Auswirkungen auf reale Daten gesehen. Ich bin nicht übermäßig besorgt.“ Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing zeigt sich besorgt: Der „Krisen-Cocktail“ aus internationalen Streitigkeiten und politischen Differenzen könne die Wirtschaft verschlucken.

Gefahren für die Europäische Union

Niemand hätte gedacht, dass der Handelsstreit „wider alle Vernunft derart eskalieren würde“, erklärte Sewing. Dies mache Schwankungen auf den Finanzmärkten wahrscheinlicher. Auch zwischen der EU und den USA drohe ein Wettrüsten mit Handelsschranken und Strafzöllen. „Die Zolldiskussion zeigt bereits Auswirkungen, wie man an den Exporterwartungen deutscher Unternehmen im Vergleich zu den Höchstständen aus dem vergangenen Jahr erkennen kann.“

Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”]Titelbild: Hauptquartier der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main.

Quelle: Yavuz Meyveci / Shutterstock.com