EU führt Antidumpingzölle auf kaltgewalzten Stahl aus Russland ein

Die Europäische Union hat endgültig neue Antidumpingzölle auf russische und chinesische Flachstahlerzeugnisse eingeführt, um europäische Produzenten zu schützen. Das gab die Europäische Kommission am Donnerstag, den 4. August auf ihrer Website bekannt.

Die entsprechende Untersuchung war im Mai 2015 nach einem Antrag des Europäischen Verbands der Eisen- und Stahlindustrie (Eurofer) eingeleitet worden. Der Verband hatte sich beschwert, dass russische und chinesische Stahlproduzenten Preisdumping für kaltgewalzten Stahl betrieben, der etwa in der Automobilproduktion oder für Haushaltsgeräte verwendet wird.

Zölle zwischen 18,7 und 38,9 Prozent für russische Stahlproduzenten

Der russische Stahlgigant Magnitogorskij Metallurgitscheskij Kombinat (MMK) wird künftig Zölle in Höhe von 18,7 Prozent zahlen, der zweitgrößte russische Stahlproduzent Severstal wird 35,9 Prozent (zuvor waren in einer früheren vorläufigen Durchführungsverordnung 25,4 Prozent vorgesehen) und NLMK sowie alle weiteren Stahlproduzenten aus Russland 38,9 Prozent Antidumpingzölle als Prozentsatz des CIF-Preises frei Grenze der Union, unverzollt, zahlen müssen (zuvor 26,2 Prozent), heißt es im Statement.

Severstal lieferte im Jahr 2015 etwa 200.000 bis 250.000 Tonnen kaltgewalzten Stahl pro Jahr nach Europa. MMK über 100.000 Tonnen und NLMK 350.000 Tonnen.

Laut EU wurden 2014 von Russland 724.758 Tonnen kaltgewalzter Stahl in die EU importiert. Ein Jahr zuvor belief sich das Volumen auf 727.016 Tonnen. Der Anteil Russlands auf dem europäischen Markt wird im Bericht auf 10,1 Prozent (2014) bzw. 9,9 Prozent geschätzt (2013). Der durchschnittliche Verkaufspreis der russischen Stahlprodukte im Jahr 2014 belief sich auf 499 Euro pro Tonne. 2011 waren es noch 630 Euro.

Russische Stahlhersteller wollen gegen Entscheidung vorgehen

Die russischen Stahlproduzenten zeigten sich enttäuscht von der Entscheidung und kündigten an, sich vor Gericht und vor der WTO zu wehren. MMK werde alle legalen Möglichkeiten ausschöpfen, um dagegen vorzugehen, teilte eine Unternehmenssprecherin der Nachrichtenagentur Interfax mit. Ähnlich äußerte sich auch ein Vertreter Severstals. Man handle im Rahmen der internationalen Regeln und werde das beweisen.