Warum sich russische Urlauber nun nach neuen Reisezielen umsehen müssen.
Nach Ägypten ist die Türkei das zweite beliebte Urlaubsziel, das kürzlich in der Gunst der Russen abgestürzt ist. Buchstäblich. Denn in beiden Ländern sind Flugzeugabstürze dafür verantwortlich, dass dort wohl vorerst die russischen Urlauber ausbleiben.
Das ist für beide Seiten ein Problem, denn eigentlich zogen Ägypten und die Türkei im ersten Halbjahr 2015 die mit Abstand meisten russischen Urlauber an (siehe Tabelle). Die müssen sich jetzt nach neuen Urlaubsorten für Sonne, Strand und Meer umsehen. Mit den Neujahrsferien naht nämlich auch die Reisesaison. Und die wird wohl für den türkischen und ägyptischen Tourismus in Bezug auf die russischen Gäste baden gehen.
Die 5 beliebtesten Reiseziele der Russen im 1. Halbjahr 2015 (Quelle: Rostourism):
- Ägypten: 1.054.569
- Türkei: 1.031.525
- Deutschland: 284.209
- Thailand: 255.862
- Italien: 233.951
Reisewarnungen und Flugverbote
Nach dem Abschuss der russischen Su-24 durch das türkische Militär verkaufen russische Reiseveranstalter auf eine Reisewarnung des Außenministers hin vorerst keine Touren in die Türkei. (Hier finden Sie das entsprechende Dokument der Tourismusbehörde.)
Auch nach Ägypten gehen nach dem Terroranschlag auf die russische Metrojet-Maschine mit 224 Toten momentan von Russland keine Flüge. Mittlerweile sind alle rund 90.000 russischen Gäste ausgeflogen worden. Das Verbot russischer Flüge nach Ägypten werde wohl noch einige Monate dauern, sagte Präsident Putin.
Große Verluste auf beiden Seiten
Für die Reisebranche in Russland könnte allein die sinkende Zahl von Türkei-Reisen einen Verlust von bis zu 28 Millionen Euro bedeuten, schätzen die russischen Reiseveranstalter laut RBTH. Auch für die ohnehin schon unter sinkenden Passagierzahlen leidende russische Airline Aeroflot kommt ein weiterer Fluggast-Einbruch ungelegen.
Die jährlichen Einnahmen der Türkei aus den rund 4,4 Millionen russischen Touristen hätten in den letzten Jahren jeweils bei rund 10 Milliarden Dollar gelegen, sagte der Chef der Föderalen Tourismusagentur Rostourism, Oleg Safonov am Donnerstag. “Aber diese Einnahmen wird sie nun offenbar nicht mehr bekommen”, fügte er der russischen Nachrichtenagentur TASS zufolge hinzu.
Die türkische Seite nennt Zahlen für die ersten neun Monate 2015. Laut dem Ministerium für Kultur und Tourismus seien bislang 3,3 Millionen russische Reisende in der Türkei gewesen. Damit nehme das Land mit mehr als zehn Prozent der Touristen hinter Deutschland (4,4 Millionen) den zweiten Platz ein, berichtet Bloomberg.
Welche Urlaubsalternativen es gibt
Nachdem die ersten beiden Reiseziele ausfallen, sollte man meinen, liegt nun der Dritte hoch im Kurs. Aber das ist…
…Deutschland.
Und die badewilligen Russen, die eigentlich an die Strände der Türkei oder Ägyptens wollten, werden wohl kaum nach Deutschland an die winterliche Nordsee oder Ostsee reisen.
Tunesien fällt in der Region wegen der kürzlich verübten Anschläge auf Touristen wohl ebenfalls aus. Entsprechend wird nun Marokko als Ersatz hoch gehandelt. Allerdings ist auch hier die Angst vor Anschlägen bei Touristen hoch.
Auch Israel hat übrigens seinen Sonnenhut in den Ring geworfen und will 2,6 Millionen Dollar in eine Kampagne investieren, die russische Touristen anlocken soll. Auch hier sorgt die Sicherheitslage allerdings für Bedenken.
Als die Flüge nach Ägypten gestrichen wurden, entschieden sich laut Moscow Times viele Russen für Israel, Thailand, Indien oder Vietnam als Alternative. Thailand hat als auch im Winter sonnige Nummer vier also ebenfalls gute Chancen.
Urlaub zu Hause
Rostourism-Chef Safonov ließ indes durchblicken, dass seine Agentur plane, alternative inländische Destinationen vorzuschlagen. Passend dazu eröffnete gestern, am 26.11., ein internationales Touristen-Forum in Sotschi, bei dem die Aussichten für heimischen Tourismus und ausländische Touristen in Russland diskutiert werden soll.
Urlaub zu Hause ist in Russland also auch dieses Jahr wieder im Gespräch, nachdem der Neujahrsurlaub im Ausland wegen des abgestürzten Rubelkurses wankte. Dieses Jahr also wieder wegen eines Absturzes – nein, zwei.
Was denken Sie? Welche Urlaubsalternativen für russische Touristen schlagen Sie vor? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare unter dem Artikel, auf Facebook oder auf Twitter. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Quellen:
Artikel von RBTH
Artikel von TASS
[accordion open_icon=”camera-retro” closed_icon=”camera-retro”] [toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”] Quelle:
Titelbild: Flickr, Yilmaz Oevuenc , size changed to 880 × 660px., CC BY-ND 2.0
Infografik erstellt mit infogr.am
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