Morgenlage am 1. Februar 2017

Die Zukunft der deutsch-russischen Beziehungen liegt in den Händen des Verkehrsministers. Er muss entscheiden, wer Nachfolger von Rüdiger Grube als Bahnchef wird (nun ja, formal entscheidet der Aufsichtsrat). Aber was hat das miteinander zu tun?

Es geht um die Personalie Ronald Pofalla. Grubes selbsternannter Kronprinz ist im Nebenberuf immer noch das, was er einst in der schwarz-gelben Regierung sogar im Ministerrang war: Merkels Mann für die besonderen Aufgaben. In dieser Funktion sorgt er seit 2015 als deutscher Co-Vorsitzender des Petersburger Dialogs dafür, das dort nicht zu viel geredet wird. Vor allem hält er, ganz der Knappe seiner Kanzlerin, die unsicheren Kantonisten des Deutsch-Russischen Forums auf Distanz.

Die aber drängen, geschoben von starken Kräften in der Wirtschaft, nach vorn. Der Unmut wächst: Von den Sanktionen profitieren nur die USA; in Russland sorgt die westliche Politik für anhaltende Entfremdung, ändert aber nichts; die Blockade des Minsker Abkommens geht von Kiew und nicht von Moskau aus. Zudem wächst seit dem Machtwechsel in Washington die Wahrscheinlichkeit, dass Berlin mit seiner Politik bald allein auf weiter Flur stehen wird.

In der Öffentlichkeit findet Pofalla als Grube-Nachfolger bislang wenig Unterstützung. Er gilt als Politiker und operativ unerfahren. Andererseits: Selbst die beiden ausgebufften Manager-Profis Hartmut Mehdorn und Rüdiger Grube haben den Betrieb nicht in den Griff bekommen. Systeme wie die Bahn oder der Hauptstadtflughafen sind inzwischen so komplex, so optimiert, dass der Mann (oder die Frau) an der Spitze schon keinen Unterschied mehr macht. BER wäre im Blindflug nicht teurer und die Bahn nicht pünktlicher.

Die deutsch-russischen Beziehungen hingegen sind weder komplex noch optimal. Wer da mit wem am Tisch sitzt und wie über was geredet wird, macht durchaus einen Unterschied. Für das Verhältnis zu unseren alten Nachbarn Russland wäre ein Bahnchef Pofalla, der dann (hoffentlich) die Petersburger Dialogverantwortung ablegen würde, ein Segen. Daher: Alexander Dobrindt, lassen Sie Ihrem Parteifreund seinen Willen!